Es gibt einige wenige Filme, die ich in meiner Kindheit wirklich so geliebt habe, dass ich sie bei jeder TV-Ausstrahlung immer und immer wieder geschaut habe. Dazu gehörten die beiden Komödien „Sister Act“ und „Don Camillo“, in welchem die Hauptfiguren mehr oder minder freiwillig innerhalb der Kirche mit äußerst unkonventionellen Arbeitsweisen die Liebe ihrer Kirchgemeinde wiederentflammen. Und eine solche Geschichte erzählt uns auch der Comic-Zweiteiler „Habemus Bastadt“, nur mit dem pfiffigen Twist, dass der unkonventionelle Priester hier ein untergetauchter Killer ist, welcher einfach nicht von seinem kriminellen Leben ablassen kann...
Pater Philippe ist tot! Ermordet von einem Auftragskiller. Aber es lief nicht alles so glatt wie erhofft, sodass der im ersten Band noch namenlose Mörder erst einmal untertauchen muss. Also zieht er sich rasch die Soutane seines Opfers an, um Philippes neue Pfarrstelle in einem verschlafenen Bergstädtchen anzutreten. Und da so ein frischer Wind ja auch etwas Gutes hat, wird er rasch sehr herzlich von seiner Kirchgemeinde aufgenommen. Zwar sind die Predigten nur 10 Minuten lang, dafür gibt es bei der Beichte aber auch Rabatt auf die Buße. Und irgendwie geht es sogar mit den Bauarbeiten am Kirchengebäude rascher voran, auch wenn zugegebenermaßen erst einmal Philippes Pfarrhaus mit allerlei Luxus-Schnickschnack aufgewertet wird. Und selbst die Jugend ist gleich viel disziplinierter, wenn sie beim Aufbau eines Dealer-Rings gecoacht wird ;-) Es könnte also alles ganz wunderbar sein, spätestens als sich die erste Kirchgängerin findet, welche mit dem vermeintlichen Priester das Zölibat brechen will. Doch so ein Leben voller Gewalt holt einen dann ja doch immer wieder ein, weshalb bald die Mafia auf der Jagd nach dem Priester ist. Oder eigentlich auch nicht, denn sie wollen Philippe haben, doch der weilt ja nicht mehr unter uns...
Sicherlich erzählt „Habemus Bastard“, der Auftaktband einer leider nur zweiteiligen Reihe, eine recht konventionelle und vorhersehbare Geschichte. Die Hauptfigur kommt in eine für sie kulturell völlig fremde und mitunter rückständige Umgebung, doch mit der Zeit passt sie sich so an, dass sie ein geschätztes Mitglied der Gemeinschaft wird. Doch dann wird die Hauptfigur von ihrer Vergangenheit eingeholt, sodass sie doch wieder in alte Verhaltensmuster zurückfällt. Oder auch nicht, wer weiß, aber ich kann mir schon sehr gut vorstellen, dass es in dem beschaulichen Provinzstädtchen im bereits im September erscheinenden Abschlussband bald eine ganze Menge Tote zu beklagen gibt. Was für ein Glück, dass schon mal präventiv neue Gräber ausgehoben werden, was für einige Lacher sorgt... Und das ist auch das große Glück dieses Bandes! Denn auch wenn das hier wohl eher in Richtung Thriller gehen soll, denn wenn es mal zu Gewalt kommt, dann ist sie auch heftig, gibt es zum Ausgleich doch immer wieder genug Herzenswärme und eben auch Lacher. Und so liest man diesen Comic tatsächlich mit einem Gefühl der puren Freude über eine perfekte Mischung verschiedenster Genre-Zutaten. Wer weiß, vielleicht ist das hier dieses Jahr sogar der beste Thriller-Vertreter, den der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) im 2025er Programm hat.
Fazit: Ein Auftragsmörder als Priester, der nicht so recht mit seinen alten Gewohnheiten abschließen kann. Wer hätte gedacht, dass diese Mischung so grandios funktionieren kann? Daher gibt es eine absolute Kaufempfehlung für „Habemus Bastard #1 Das notwendige Übel“ (Link)!