Das Rollenspiel-Jahr wird hier in Deutschland ja traditionell mit dem „DreieichCon“ abgeschlossen, das Popkultur- & Nerd-Jahr dagegen wenige Wochen später mit der „Comic Con Stuttgart“ – Okay, da kommt irgendwann hinterher noch das Ruhrpott-Event eines anderen Veranstalters, aber da das in den letzten Jahren qualitativ ja nicht mehr mit Stuttgart mithalten konnte, ist meine Aussage gar nicht mal so falsch ;-) Wie jedes Jahr hat der Stuttgarter Veranstalter wieder menschliche Größe bewiesen und mir ein Presse-Ticket zukommen lassen, auch wenn ich immer mal wieder an der Con herumkritisiert (Link) habe – Auch das übrigens ein deutlicher Pluspunkt gegenüber dem anderen Veranstalter, der hat mich nämlich bereits vor knapp einem Jahrzehnt nach einer „Ist ganz okay“-Review auf die schwarze Liste gesetzt :-P Aber es soll ja jetzt um Stuttgart gehen, und da war ich nach meiner familiär bedingten Auszeit im letzten Jahr nun wieder unglaublich gespannt, in welche Richtung sich die Con denn entwickelt hat... Und auch wenn ich das jetzt gleich wieder stichpunktartig abhandeln werde, erlaube man mir schon mal einen Spoiler: 2025 war eine der besten „Comic Con Stuttgart“-Jahrgänge überhaupt!
 

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Laut Pressemitteilung gut 55.000 Besuchende sind am 29. und 30. November nach Stuttgart in gleich vier Messehallen gepilgert, was ein neuer Rekord für die Veranstaltung ist. Und diese hohe Zahl war nicht zwingend garantiert, denn eine gesunde Skepsis war im Vorfeld angebracht. Warum? Vor allem wegen der...

Gäste: Sind wir ehrlich, dieses Jahr war die absolute B-Ware da. Keine großen Namen, das höchste der Gefühle war da schon Sean Gunn, und der wird auch nur von seinem berühmteren Regie-Bruder in Nebenrollen durch die Filmlandschaft mitgeschliffen. Ansonsten ein paar B- & C-Promis aus Streamingserien (vor allem „Star Wars“), das war es dann auch schon. Das stört mich aber nicht, ganz im Gegenteil, denn im Bewusstsein dessen mussten die Veranstalter beim Rest der Veranstaltung ordentlich ranklotzen. Und das taten sie:

Programm: Neben den üblichen Ausstellenden, Fotopoints & Walking-Acts (Highlight hier sicherlich der Dino, sooooo cool!) gab es verschiedene thematische Bühnen(programme), beispielsweise etwas für Videospiel-Fans und Queerness-Interessierte, sowie Live-Wrestling. Ich bin ehrlich, sicherlich bin ich da interessenmäßig etwas vorbelastet, aber cool war es trotzdem. Das Publikum war zahlreich, wenn auch oft nicht wirklich drin in der Dramatik (Gut gegen Böse konnte man quasi vergessen, weil einfach jede und jeder bejubelt wurde). Mal schauen, ob man einige Gesichter vielleicht irgendwann mal bei den IWI-Events sieht; das hätte sich die veranstaltenden Liga (die sich dieses Jahr an zwei, drei Events etwas schwer tat mit der Zuschauerzahl) auf jeden Fall verdient!
 

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Comic: Es ist der jährliche Kritikpunkt, auch dieses Jahr werde ich ihn wiederholen: Comics sind auf der Comic Con nach wie vor ein Nebenschauplatz, zumindest wenn man damit ganz klassisch gedruckte Bildgeschichten meint. Da gab es „Panini Comics“ und „THENEXTART“, ich glaub ein Comic-Antiqutätenhändler (?) war auch noch dabei, aber ansonsten war wieder mal Ebbe. Fasst man das Thema allerdings weiter, etwa indem man Bildkunst generell mitrechnet, dann sah die ganze Sache schon erfreulicher aus. Indie-Zeichnende gab es zahlreich und auf Comics & Mangas basierende Fan-Produkte noch viel viel mehr. Und hier war die Resonanz erfreulich groß, auch wenn wir am traditionell etwas schwächer besuchten Sonntag vor Ort waren, gab es gerade in diesen Bereichen gefühlt das meiste Gedränge.

Nerdkram/Rollenspiel: Spannenderweise waren diesmal gleich mehrere Rollenspielverlage vor Ort („Ulisses Spiele“, „Uhrwerk Verlag“ & „Heinrich-Tüffers-Verlag“), dazu gab es einen Demo-Spieltisch und mehrere Stände mit Kleinkram (primär Würfel, bis hin zu Luxusvarianten für 120 €). Literaturverlage sah ich im Vergleich dazu kaum, selbst die eingefleischten Stammgäste wie die „Leseratten“ fehlten. 

Cosplay: Müssen wir da überhaupt drüber reden? Cosplay in Hülle und Fülle, alle Altersstufen, alle Geschlechter, teils auf einem herausragendem Niveau. Absolut sehenswert!

Essen & Trinken: Große Auswahl, aber auch typische Messepreise. Relativ günstig kam man hier tatsächlich noch in der „Queer Ally“ davon, da konnte man sich für 12 € eine Glühweinflatrate holen oder wenigstens einen Softdrink oder ein Radler in sehr schicken Sammeldosen für 3€. 
 

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Preis-Leistungs-Verhältnis und damit auch wieder das Fazit: 40 € für ein Tagesticket, das ist natürlich eine Ansage, vor allem weil man ja dann eine Veranstaltung besucht, die maximal darauf ausgerichtet ist, dass man noch mehr Geld zahlt. Aber, und ich gehe jetzt mal von meinem ganz subjektiven Gefühl ohne anekdotische Evidenz aus, diesmal wurde so viel an Programmpunkten/Workshops/Vorträgen/Trainings etc. geboten, dass man sich das irgendwie doch mal gönnen kann. Wenn ich da nur mal von mir ausgehe, wenn ich den ganzen Tag lang nur beim Wrestling abgehangen hätte, da hätte ich auch irgendwas in diesem Preissegment bezahlt. Und ich glaube, das ist letztlich der Grund, warum ich die „Comic Con Stuttgart“ (Link) dieses Jahr so positiv wahrgenommen habe: Weil es keine richtigen Stargäste gab, mussten sie sich einfach mehr anstrengend und Alternativen bieten. Und diese Alternativen – und selbst wenn man das Wrestling mal ausklammert – sind zahlreich und gut genug gewesen, dass ich diesmal überraschend lange vor Ort war und überraschend viel erlebt habe. Daher gibt es hier tatsächlich, und ich weiß gar nicht wie lange es her ist, dass ich das so uneingeschränkt geschrieben habe, einen deutlichen Daumen nach oben.