Für das Mecha-Genre habe ich ja so eine kleine Schwäche. Beispielsweise habe ich mit Abstand in keine anderen Videospiele dieses Jahr so viel Zeit investiert wie in „Battletech“ (da gerade im zweiten Durchlauf) und in „Mechwarrior 5: Mercenaries“. Und wenn mich jemand nach einem Indie-Tipp fragt, haue ich ihm/ihr direkt „Into the Breach“ um die Ohren ;-) Ich mag das Genre also sehr, sogar den extrem trashigen ersten „Pacific Rim“ und eine ganze Menge an mitunter obskuren Mecha-Animes. Ein Comic wie „Dawnrunner“, der schon sehr an eben jenen gerade genannten Kinofilm erinnert, müsste also ganz nach meinem Geschmack sein. Aber ist er es auch?
 

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Die Zukunft ist auch hier wieder mal düster, denn riesige Monster fallen vom Himmel. Gegen die sogenannten Tetza helfen keine normalen Waffen, sondern nur riesige Kampfroboter, die weltweit fünf konkurrierende Unternehmen herstellen. Und weil selbst die nur mit Müh und Not in der Lage sind, die Tetzas von den hinter einer riesigen Mauer versteckten Menschen fernzuhalten, haben sich die findigen Konzernchefs etwas Besonderes einfallen lassen: Sport! Denn da draußen vor den Mauern der letzten Zufluchten findet kein jahrzehntelanger Krieg statt, denn die Menschen verlieren, sondern ein sportliches Duell zwischen den „Iron Kings“ genannten Mechas und den Tetzas. An der Spitze der Rangliste steht Anita Marr, die nun mit einem besonders fortschrittlichen Mecha ausgestattet werden soll. Doch dafür hat sie eigentlich gar keinen Kopf, liegt doch ihre mit Tetza-Sporen infizierte Tochter im Sterben. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: „Dawnrunner“, so der Name ihres Mechas, ist vor allem deshalb so fortschrittlich, weil er mit dem Gehirn eines gefallenen Soldaten arbeitet. Und so kommt es, wie es kommen muss: Anitas Bewusstsein verbindet sich mit „Dawnrunner“, sodass sie langsam zu einer einzigen Identität werden. Ungünstig, gerade weil zeitgleich der größte Tetza aller Zeiten vor den Toren steht...
 

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„Dawnrunner“ sieht mega stylisch aus und ist generell sehr dynamisch gezeichnet, wenn auch etwas unübersichtlich... Ja, mehr gibt es zu dem 168 Seiten dicken Comic aus dem „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) einfach nicht zu sagen. Die Geschichte ist wirr, das Worldbuilding ist lückenhaft (wenn auch voller Potential!) und das Erzähltempo ist uneinheitlich. Damit fühlt sich „Dawnrunner“ so an, als hätte man hier einen typischen Mecha-Manga/Anime, bei dem man zwischendrin immer mal wieder zwei, drei Ausgaben/Episoden verpasst oder bei dem eine 26-Folgen-Staffel zu einem Direct-to-DVD-90-Minüter heruntergeschnitten wurden. Man erkennt immer noch, dass das alles richtig cool ist, aber die emotionale Tiefe und die heroische Dramatik tritt hinter hektischen Actionen-Szenen zurück. Und das ist sehr ärgerlich, denn hier hätte so viel Potential drin gesteckt :-( Mecha-Fans werden natürlich trotzdem zugreifen, einfach weil das alles so unglaublich stylisch ist, aber der Rest der Welt kann sich auch mit der hundertsten „Pacific Rim“-Wiederholung im Free-TV vergnügen ;-)
 

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Fazit: Jetzt bin ich traurig, denn „Dawnrunner“ (Link) sieht sooooo gut aus und hat soooooooo viel Potential, verkommt am Ende aber nur zu einem hektischen Action-Snack.

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