Vater sein ist gar nicht mal so schlecht, aber manchmal müssen die Hobbys hinter dem Nachwuchs zurückstehen – Was zwar völlig verständlich ist, aber in diesem speziellen Fall doch etwas ärgerlich. Denn „Nach Mitternacht“, bereits im August erschienen, wäre der perfekte Tipp für Halloween gewesen. Sehr gruselig, aber eher so in Richtung Schauerromantik, sodass der zartbesaitete Philipp hinterher trotzdem schlafen kann ;-) Na gut, jetzt ist es halt schon Dezember, immerhin haben wir hier nun also ein perfektes Weihnachtsgeschenk. Damit spoilere ich zwar schon meine Meinung, aber egal, dieser Comic hat einfach nur Lob verdient!
 

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In den frühen 20er Jahren zieht der Restaurator Guerlain mit seinem Sohn Nisse in sein früheres Elternhaus, eine große Villa mit noch größerem Garten. Alles ist ganz wunderbar, doch dann häufen sich langsam mysteriöse Vorfälle: Raben begleiten den Vater auf Schritt und Tritt, Nisse redet mit imaginären (?) Fremden, die Bilder an der Wand starren mit leuchtenden Augen und die Villa an sich scheint eine Art Eigenleben zu entwickeln. Ist das vielleicht alles nur Einbildung, weil Guerlain schon immer an Schlafschwierigkeiten, besonders nach Mitternacht, leidet? Oder hat es eher etwas damit zu tun, dass er sein Elternhaus ganz und gar aus seiner Erinnerung gelöscht hatte, bevor er es wieder bezog?
 

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Nach Mitternacht“, gefüllt mit 208 wundervoll und überraschend warm gezeichneten Seiten, baut diese Gruselgeschichte in drei Akten auf. Im ersten Akt baut sich langsam eine unwirkliche Bedrohung auf, bei der wir als Lesende schon deutlich mehr sehen und damit wissen als das Protagonisten-Duo. Als die Spannung schon fast nicht mehr zum Aushalten ist, geht es im zweiten Kapitel zurück in Guerlains Kindheit, der dort bereits die gleichen mysteriösen Vorfälle erlebte, bevor es im dritten Kapitel – wieder in der Gegenwart der 1920er Jahre – dann zur Auflösung der Geschichte kommt. Diese ist, so viel Spoiler darf sein, dabei sehr passend und zugleich aber positiv, sodass man diesen vom „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) publizierten Gruselcomic mit gutem Gewissen auch Jugendlichen in die Hand drücken kann, die sich vielleicht langsam an das Thema (Gothic-)Horror heranwagen wollen, ohne gleich traumatisiert zu werden ;-)
 

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Fazit: Ihr merkt, bei „Nach Mitternacht“ (Link) habe ich einfach nichts zu meckern. Dieser schauerromantische Gruselcomic ist wundervoll gezeichnet, überraschend gruselig und doch irgendwie cozy. Absolute Empfehlung!

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