Jörg Benne, früher neben einigen Experimenten (z.B. das sehr ambitionierte Solo-Spielbuch "Verax: Das Experiment" (Link) und das Escape-Kartenspiel "Das Erbe des Stahlbarons" (Link)) vor allem bekannt für seine an Rollenspiel-Runden erinnernden "Nuareth"-Romane, hat zuletzt ja mit dem hervorragenden Roman "Königsfeuer" (Link) auf Fantasy-Verschwörungen im Stil von "Game of Thrones" gesetzt - Und das konnte er richtig, richtig gut 🙂 Also traf er die einzig logische Entscheidung, denn er blieb bei seinem Erfolgsrezept und publizierte nun mit dem Dilogie-Auftakt "Die Verschwörung von Drachenheim" einen weiteren Genrevertreter.

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Der Handlungsort ist die titelgebende Minenstadt, welche von den Resten ihres Reichtums zehrt. Früher war sie mal in Besitz von den Blauaugen, die sowas wie wilde Stämme darstellen, aber dann kamen die „normalen“ Menschen und haben sie denen einfach weggenommen. Jetzt leben die Blauaugen in den Slums rund um die Oberstadt, und wenn mal irgendwas nicht passt, dann sind sie automatisch schuldig – Hier musste ich sehr deutlich an das Schicksal der Jüdinnen und Juden im Mittelalter denken.

Das einzige Blauauge, welches ganz geringfügig mehr Privilegien hat als seine blauäugigen Mitmenschen, ist der Jugendliche Arnik. Denn er verfügt über die Fähigkeit, mit seinen Gedanken die Bedürfnisse von Drachen zu erspüren, weswegen er ein Stallbursche für die Drachenritter ist, welche halbwegs neutral als so eine Art "Judge Dredd" für Ordnung in der Fantasy-Welt Nuareth sorgen. Daneben gibt es noch die Zauberschülerin Diani, die schnellstmöglich ihre Prüfungen beenden will, damit sie mit ihrer Freundin in eine liberalere Stadt ziehen kann, sowie den Gardisten Gosek. Und eben jener Gardist bringt die Handlung ins Rollen, als er zu einem Überfall gerufen wird, bei der ein Blauaugen-Hausmädchen angeblich ihren Hausherren angegriffen hat, weshalb er sie aus Notwehr niederstach. Aber so richtig passen die Spuren am Tatort nicht mit den Aussagen des vermeintlichen Opfers zusammen – Das interessiert halt nur absolut niemanden, weil das Gerücht einer Blauaugen-Verschwörung die Runde macht und deshalb Pogrome und Polizeigewalt immer weiter eskalieren... Tja, und in diesem Chaos versuchen Arnik, Diani und Gosek irgendwie zurechtzukommen, aber auch sie sind am Ende doch nur ein Spielball in einer stadtweiten oder vielleicht sogar reichsweiten Verschwörung... 

Jörg Benne hat hier wieder einen richtig guten Fantasy-Verschwörungsroman geschrieben, der ja nur der Auftakt für eine Dilogie ist. Ich bin also mega gespannt, wie die Geschichte weitergeht, denn dieser erste Band war wirklich gut! Jörgs Schreibstil habe ich ja schon in den anderen Rezensionen als sehr routiniert bezeichnet, was man spätestens dann beim Lesen merkt, wenn man das 350 Seiten dicke Taschenbüchlein je nach Lesegeschwindigkeit an ein bis zwei verregneten Nachmittagen durchgezogen hat. Zudem sind die drei Hauptfiguren ebenso interessant wie die grundlegende Verschwörung, wobei man letztere aber schon sehr viel früher durchschaut, als es der Jörg wohl geplant hatte 😜 Viel Lesespaß hatte ich aber trotzdem, weshalb ich als Fazit eine ganz klare Empfehlung für "Die Verschwörung von Drachenheim" (Link) aussprechen möchte.

PS: Cum grano salis! Die bei Buchbesprechungen sonst übliche Sterne- & Prozentwertung lasse ich diesmal weg, da der Jörg demnächst eng mit meinem Podcast verbunden sein wird. Also nehmt diese Rezension mit einer ordentlichen Portion Salz und fühlt euch schon mal gespoilert, was es demnächst für Trashtalk-Personalrochaden geben wird✌️

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