50 Spielkarten mit knackigen Rätseln, eine narrativ notdürftig zusammengehaltene Reise durch eine x-beliebige kultige Region und geschrieben von einem der besten deutschen Spielbuchautoren – Ganz klar, wir sind wieder bei der „LandXcape“-Reihe, mit welcher der „Groh“-Verlag auf die aktuell noch immer erfolgreiche Escape-Schiene aufgesprungen ist. Neu hinzugekommen ist „Das Erbe des Stahlbarons“, eine Reise durch das Ruhrgebiet von Jörg Benne. Na mal schauen, wie der sich so schlägt :-) 

 
Das Ruhrgebiet, einstmals bekannt für Kohle und Stahl, jetzt nur noch für Currywurst und schlechte Schulen, ist der Schauplatz dieses Rätsel-Kartenspiels. Hier verkörpern die Spielenden einen auf Erbschaftsfälle spezialisierten Detektiv, der ganz simpel einen Tresor knacken soll. Dort drin ist nämlich das titelgebende Erbe des Stahlbarons Herr von Eisen, genauer gesagt das Testament über die Stiftungsleitung und das Stiftungsvermögen. Gemeinsam mit von Eisens Fahrer Herbert muss man sich nun durch das gesamte Ruhrgebiet rätseln und allerlei Sehenswürdigkeiten abklappern. So simpel können Geschichten sein ;-) Jörg Benne verknüpft die mit viel Lokalkolorit gewürzten Kopfnüsse mit einer angenehm unaufgeregte Geschichte, die sich ihrer Trivialität und narrativer Eingeschränktheit auf sympathische Art bewusst ist. Wo es beim Spielbuch-Autorenkollegen Swen Harder kurz vor Schluss noch dramatische Wendungen gibt, bei denen der dicke Story-Twist teils mit Waffengewalt erzwungen wird, ist hier das höchste der Gefühle, wenn der erste zusammengeknobelte Lösungscode doch nicht korrekt ist – Wirklich sympathisch und bodenständig, das passt zum Ruhrpott :-) 

Aber wie funktioniert das denn nun? Im Prinzip arbeitet man sich nacheinander durch die 50 Spielkarten, welche sich in Story-Karten (erzählen die Geschichte), Objekt-Karten (meistens Hilfestellungen für Rätsel) und natürlich Rätsel-Karten (selbsterklärend :-P) aufteilen. Hat man eine Karte geschafft, etwa indem man die Story gelesen hat oder das Rätsel geknackt, geht es auch schon weiter. Lediglich Objekt-Karten werden gelegentlich beiseite gelegt, da man sie später nochmal braucht. Schön ist dabei, dass man (anders als bei manchem Konkurrenzprodukt) das Spielmaterial unversehrt lässt, sodass man das mit 13 € (mit Rabatten kratzt es auch an der 10er-Marke) bepreiste Spiel an andere Rätselfans weitergeben kann. 

 
Die eigentlichen Rätsel bieten unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und unterschiedliche Spielmechaniken. Leichte Mathematikaufgaben sind ebenso dabei wie die aus anderen Spielen der Reihe bekannten Ausschlussfragen und grafische Rätsel, bei denen man sowohl ein waches Auge als auch einen wachen Verstand benötigt. Gelegentlich gibt es lokale Bezüge, die es mir als Außenstehenden ein wenig erschwert haben auf die Lösung zu kommen. Aber wenn es mal nicht klappt gibt es erneut das dreistufige Lösungssystem, bei denen jeder Tipp mehr Informationen preisgibt. Insgesamt liegt „Das Erbe des Stahlbarons“ innerhalb der Reihe im Mittelfeld: Es ist wesentlich fordernder als „Der Tanz des Geheimbundes“, aber bei weitem nicht so abartig schwer wie „Das geheimnisvolle Amulett“. Und damit kommen wir auch schon zum... 

Fazit: Ich glaube, dass „Das Erbe des Stahlbarons“ (Link) der bisher massentauglichste Vertreter der „LandXcape“-Reihe ist: Gute & fordernde Knobelrätsel treffen auf eine optisch wie inhaltlich einfach gehaltene, dadurch aber sympathische Umsetzung des Themas, welche Ruhrpott-Fans zudem einen ganzen Abend lang mit einer ganzen Menge Lokalkolorit schmeichelt.