Ein SciFi-Comic mit hübschen Zeichnungen? Raumschlachten? Bunten Aliens? Einer „Indiana Jones“-Story? Und das alles in einer dystopischen Gesellschaft, die nicht nur auf den ersten Blick an „Warhammer 40k“ erinnert? Na da bin ich aber sowas von dabei!
In „Space Relic Hunters“ gibt es auch in den Weiten des Weltraums immer noch Religionskriege. Wobei sich ein Götterquartett durchgesetzt hat, welches mit seiner eigenen fanatischen Legion mehrere tausend Konkurrenzreligionen und auch den Atheismus ausrotten ließ. Einige wenige Gläubige sind zwar noch übrig, aber insgesamt (hier sind wir wieder bei der Einleitung) wähnt man sich in einem etwas farbenfroheren und vor allem weniger faschistischen „Warhammer 40k“-Menschheitsimperium. Was sicherlich auch daran liegt, dass etwa manche Raumschiffe vermutlich nicht unbeabsichtigt ähnlich aussehen 😉 Für Glücksritter und Schatzjägerinnen ist das gar nicht mal so schlecht, denn von den zahllosen ausgelöschten Glaubensrichtungen sind noch ein paar wertvolle Artefakte übrig. Und die bringen bei denjenigen, welche die Religionen noch im Verborgenen ausüben, oder auch auf dem Sammlermarkt so richtig viel Kohle...
Zu eben jenen Reliktjagenden gehören auch die junge Menschenfrau Xia, welche einer hedonistischen Glaubenrichtung angehört, die Erkenntnis durch den Konsum heiliger Liköre verspricht, und das stets in seiner Rüstung gehüllte Alien Little Mercur, welches scheinbar über jede der tausenden Weltraumreligionen bestens informiert ist. Ihr Erfolg spricht sich jedenfalls rum, sodass sie von einem geheimnisvollen Auftraggeber angeheuert werden, um für besonders viel Geld ein besonders wertvolles Artefakt zu bergen. Doch so simpel ist der Deal dann doch nicht, denn einerseits sollen sie mit einem abgehalfterten Ex-Legionär und einer von dem Auftraggeber gesteuerten Drohne zusammenarbeiten. Und andererseits liegt das Artefakt in einem so gefährlichen Sternensystem, dass sich da noch nicht einmal die Legion hinein traut – Und um ehrlich zu sein, ich hab keine Ahnung, warum eigentlich 😜 Denn die eher simple Geschichte gipfelt schließlich darin, dass die Legionärstruppen dann halt doch in dieses gefährliche System kommen, weil sie an dem reliktjagenden Quartett ein Exempel statuieren wollen. Und ja, wie man es aus „Warhammer 40k“ so kennt, die Imperiale Garde (oder neuerdings „Astra Militarum“) hat am Boden keine Chance gegen die Tyraniden-Schwärme. Aber das Imperium ist bekanntermaßen beim Kampf gegen Ketzer nicht zimperlich, so ein paar weltenzerstörende Raketen, abgefeuert aus der Sicherheit des Weltraums, machen mit fiesen Aliens kurzen Prozess... Übrigens eine von mehreren Logiklücken der Geschichte, aber okay, es ist halt ein spaßiger SciFi-Action-Comic mit ein paar Intrigen-Twists und kein tiefgreifendes Religionspolitik-Drama. Und vor allem ist „Space Relic Hunters“ auch kein Charakter-Drama, denn die je nach Zählweise zwei oder drei Hauptfiguren bleiben selbst für einen 112 Seiten dünnen Comic ziemlich blass. Vitellius, der im Verlauf der Handlung hinzukommende Ex-Legionär, ist beispielsweise über 95 % der Handlung nur dafür da, um dumm rumzustehen und sich von Xia gehässige Sprüche über sein Zölibat anzuhören. Und in den anderen 5 % ist er halt ein Plot-Point, der die Geschichte in eine bestimmte Richtung lenkt. Xia ist besessen von Sex und Alkohol, außerdem hat sie große Brüste und ziemliche Kompetenz im Steuern ihres Raumschiffes, während Little Mercur so schlau ist, dass es mehr als offensichtlich ist, dass er der laufende finale Story-Twist in Person ist. Und das war es dann schon, mehr erfährt man tatsächlich von niemandem. Auch die Gegner und Nebenfiguren bleiben blass und stereotyp, sodass man eigentlich zu keinem Zeitpunkt irgendwie ein Interesse an irgendwem entwickelt.
Tatsächlich liest man den Comic einfach fröhlich vor sich hin, schweift gedanklich vielleicht mal ab, aber erfreut sich an den hübschen Zeichnungen und mitunter stylischen Designs, und stellt ihn dann ins Regal. Dort wird er dann für immer vergessen, außer er fällt einem beim nächsten Umzug zufällig in die Hände. Wenn man sich also nicht für die Zeichnungen begeistert oder einfach ein großer Genre-Fan ist, dann sind diese 25 €, welche der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) für das Hardcover verlangt, vielleicht bei anderen SciFi-Comics aus dem gleichen Verlagshaus besser aufgehoben. Daher mein ambivalentes...
Fazit: „Space Relic Hunters“ (Link) ist ein stumpfsinniger und vorhersehbarer, aber eben auch ziemlich hübscher SciFi-Comic, welchen man nach der Lektüre aber überraschend schnell wieder vergessen hat.