Die „Tango“-Reihe hat sich ja über nunmehr acht Ausgaben hinweg in mein Herz geballert. Leichtgewichtige „Einer-gegen-Alle“-Action vor zumeist ziemlich exotischen Kulissen, das ist echt ideal, um nach einem stressigen Tag mal für eine halbe Stunde abzuschalten. Bei aller emotionaler Verbundenheit komme ich aber nicht drumherum anzumerken, dass der vorherige Teil „Magellans Pfeil“ (Link) unglaublich langweilig war. Denn es ist sicherlich mal erfrischend, wenn der Protagonist John Tango ausnahmsweise nicht seinen inneren John Wick channelt, sondern Indiana Jones oder Nathan Drake. Aber selbst diese beiden Grabräuber ballern sich gelegentlich durch irgendwelche Ruinen – Etwas, was dem letzten Band völlig abging. Daher war ich gespannt, ob der Zyklus-Abschluss nun wieder zu alter, bleihaltiger Stärke zurückfinden würde...
Tango erschließt sich neue Karrieremöglichkeiten, denn anstatt als Selbstjustizler verdient er seine Brötchen diesmal als Schiffsüberführer. Aber so ganz kann er nicht aus seiner Haut, denn im Hafen von Manila rettet er einen angeschossenen Polizisten. Die beiden freunden sich an, sodass er mit einer „Gefängnis frei“-Karte auf die Suche nach den Überbleibseln des legendären Seefahrers Ferdinand Magellan gehen kann, selbst wenn er dafür auch mal ein paar Gesetze bricht... Und tatsächlich hat er dann auch Erfolg, denn dank seiner Neufreundin/Anwältin Lani kommt er in Kontakt mit einem englischen Schatzsucher, der einen todsicheren Tipp hat. Und todsicher ist auch die passende Begrifflichkeit, denn kaum haben sie den Schatz geborgen, wird fröhlich vor sich hingestorben – Erst trifft es plötzlich auftauchende Piraten (oder eher mutmaßliche Grabräuber-Kollegen?), dann die eigene Schiffsbesatzung. Kann es sein, dass Magellans Schätze beliebter sind, als man glauben sollte?
Es dauert überraschend lang, bis dieser achte Band wieder zu alter „Tango“-Stärke findet. Und das liegt nicht an den Zeichenkünsten von Philippe Xavier, auch wenn der sich im südamerikanischen Hochland deutlich wohler fühlt, sondern am Erzähltempo des hier gemeinsam schreibenden Kreativduos Xavier & Matz. Denn bis der Schatz gefunden wurde, ist schon wieder ein Drittel der 64 Seiten mit von Misstrauen geprägten Dialogen verschwendet. Aber dann geht es endlich los mit der Action 😉 In das altbekannte „Tango“-Tempo findet man hier zwar trotzdem nicht, weil es so wirkt, als müsse man gegen Ende noch so eine Art „Entschädigungsaction“ reinschreiben, weil der vorherige Band so langweilig war. Und wenn man schon innerhalb der Besatzung mordet, hätte man hier ruhig noch ein wenig Whodunit-Spannung aufbauen können. Aber man bekommt beim Lesen doch wieder wohlige Erinnerungen an die besseren Bände – Und damit die Hoffnung, dass die Reihe in Zukunft wieder zu alter Stärke zurückfinden wird, falls da denn noch etwas kommt (denn selbst im französischen Original habe ich noch keine Hinweise auf einen 9. Band gefunden). Als Fan der Reihe drücke ich dem „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) jedenfalls die Daumen!
Fazit: Mit „Die Suluseeballade“ (Link) findet der achte „Tango“-Band größtenteils zu den Stärken der Action-Reihe zurück, auch wenn nach dem vermurksten Vorgängerband viel am Erzähltempo repariert werden musste. Es bleibt nur die Hoffnung, dass dies nicht der allerletzte Band der Reihe war, denn sonst würde dieser in dem Fall finale Zyklus den Gesamteindruck der Reihe nach Unten ziehen. Und das kann niemand wollen!