Ich würde einfach mal frech behaupten, dass es eher so mittelschwer ist, innerhalb eines gleichbleibenden Genres eine qualitativ halbwegs gleichbleibende Geschichte zu erzählen. Da müssen wir uns bei Fred Duval keine Sorgen machen, denn sobald es irgendwie in die Zukunft geht (egal ob pessimistisch wie wie „Carmen Mc Callum“ oder optimistisch wie in „Reset“), liefert der Franzose kontinuierlich ab. Wesentlich schwerer ist es aber, mitten in einer fortlaufenden Reihe das Genre zu wechseln und trotzdem auf einem guten Niveau zu bleiben, welches die etablierten Fans bei der Stange hält – Es gibt eine ganze Reihe an franko-belgischen Vertretern, die an diesem Genre-Wechsel gescheitert sind... Aber eben nicht Fred Duval, denn der bot im ersten 3-Band-Zyklus seiner „Reset“-Reihe noch emotional wohltuendes Hopepunk. Die Erde war kaputt, aber überaus freundliche Aliens bauen sie quasi gratis wieder auf. Ende gut, alles gut?
Nein, denn im zweiten Zyklus wechselte er zu einem dystopischen Politik-Thriller, in der die geretteten Menschen mal so gar keinen Bock darauf hatten, dass der intergalaktische Alien-Bund unseren nun eher grau-braunen Planeten wieder in seiner blau-grünen Pracht erstrahlen lässt. Fake-News und Rebellengruppen leisten unerbittlich Widerstand, während die Aliens sich langsam die Frage stellen, wie sie diese kostspielige Weltrettung eigentlich bezahlen wollen. Und als sei das nicht genug, planen fremde Aliens nun auch noch einen intergalaktischen Krieg, außerdem wird fleißig an illegalen Klonen herumexperimentiert – Wechselt Fred Duval kurz vor Schluss also doch wieder in sein dystopisches Lieblingssetting?
Das könnte man beim Lesen des Abschlussbandes „Die Ouröbörös“ tatsächlich annehmen, denn vom freudestrahlenden Optimismus der ersten Bände ist hier nicht mehr viel übrig geblieben. Und ganz ehrlich, so arschig, wie sich hier manche Menschen benehmen, hätte ich als Alien auch gar keinen Bock auf milliardenschwere Hilfsmaßnahmen. Aber irgendwie ist „Reset“ doch im Herzen Hopepunk geblieben, denn nach einigem politischen und vor allem super-demokratischen Hin-und-Her opfern sich die Aliens dann doch massenweise, um die Erde zu retten. Und das ist irgendwie schön, das gibt mir in dieser gerade echt beschissenen Gegenwart irgendwie ein emotionales Wohlgefühl. Und das brauch ich gerade, deshalb ist „Reset“ auch Eskapismus im aller positivsten Sinn. Da kann ich dem Autor und dem „Splitter Verlag“ (der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) nur tausendfach danken, denn eine handelsübliche SciFi-Dystopie ist im Anbetracht der gegenwärtigen Weltlage nicht das, was mir gut tut. Und deshalb gibt es auch ein positives...
Fazit: „Die Ouröbörös“ (Link) mag als großes Finale streckenweise zwar düsterer sein, als es andere Bände des „Reset“-Reihe sind, aber am Ende bleibt doch noch genug Hoffnung, um mit einem wohligen Gefühl aus dem sechsten Band herauszugehen.