Zur Fantasy-Intrigen-Reihe „Die 5 Reiche“ (Link) muss ich den geneigten Fans dieses Blogs eigentlich überhaupt nichts mehr erzählen. Anthropomorphe Tiere, von Großkatzen über Affen und Echsen bis hin zu mitteleuropäischen Waldbewohnern, hintergehen und ermorden sich gegenseitig in bester Tradition von „Das Lied von Eis und Feuer“. Zwei jeweils sechs Bände lange Zyklen gab es bereits, nun probiert sich das Kreativ-Trio Lewelyn mal an einem eigenständigen SpinOff-Band, welcher uns mehr über das Schicksal einer der Hauptfiguren des 1. Zyklus erfahren lässt.
Gemeint ist Demeus Lor (oder vielleicht hieß er auch etwas anders, aber das wäre eventuell ein Spoiler für die Hauptgeschichte), welcher nach den Wirren um den Angleon-Bürgerkrieg wieder zurück auf seine Heimatinsel gereist ist. Dieses kleine Eiland besteht eigentlich nur aus ein paar Bergen und Tälern, auf denen Landwirtschaft betrieben wird, sowie einem Fischereidörfchen, über das eine kleine Festung wacht. Aber die Festung ist eigentlich nur ein Verwaltungssitz, denn kaum mehr als drei Dutzend Bärenkrieger reichen bereits aus, um die gesamte Insel zu erobern... Die ganze Insel? Nein, denn eine kleine Widerstandstruppe konnte fliegen, darunter auch Demeus, welcher als so ziemlich einzige Großkatze auf der gesamten Insel eine halbwegs militärische Ausbildung genossen hat. Doch die Bärenkrieger sind stark, sodass bereits der erste Sabotageangriff in einem totalen Desaster endet!
Was folgt, ist Intrigenspiel in Reinkultur. Mit Verhandlungen und (mehr oder minder aufrichtigen) Versprechen sollen die Möchtegern-Rebellen zur Aufgabe gezwungen werden, während der ehemalige Inselverwalter all sein diplomatisches Geschick nutzt, um möglichst viel Schaden von der Bevölkerung abzuwenden. Ein zentraler Spielstein ist dabei eben Demeus, der mehrfach (scheinbar?) die Seiten wechselt, um sowohl für seine Mitkatzen als auch für sich selbst das bestmögliche Ergebnis herauszuholen. Das führt natürlich zu Misstrauen auf allen Seiten, sodass er am Ende entweder als epischer Held oder als größtmöglicher Schurke dasteht...
„Demeus Lor“ schafft es tatsächlich, eine spannend und überraschend komplexe Besatzungsgeschichte auf knappen 64 Seiten zu erzählen. Dabei wechseln sich gewalttätige Szenen und kriegerische Auseinandersetzungen immer wieder ab mit ausführlichen Dialogpassagen, in denen die Motive und Hintergründe der Figuren erläutert werden. Gern hätte es davon mehr geben können – vielleicht kein sechsbändiger Zyklus, aber gern eine Trilogie – aber im Endeffekt ist das hier einfach eine tolle, auf den Punkt erzählte SpinOff-Geschichte, welche meine Vorfreude auf den nächsten Zyklus weiter erhöht. Auch, weil die Zeichnungen (diesmal von Sylvain Guinebaud) sich sehr gut in den „Die 5 Reiche“-Kosmos einfügen. Daher ein wirklich guter Band, vielleicht sogar eine nette „Demo-Version“ für absolute Neulinge, die herausfinden wollen, ob ein anthropomorphes „Game of Thrones“ etwas für sie ist... Daher kann ich auch nur immer wiederholen, dass der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) hier ein ganz heißes Feuer im Ofen hat, welches uns hoffentlich noch viele, viele Jahre begleiten wird!
Fazit: „Die 5 Reiche: Demeus Lor“ (Link) ist nicht nur ein sehr guter Einzelband und dabei auch ein sehr guter SpinOff-Oneshot, sondern auch ein prima Einstieg für interessierte Neulinge!