Christophe Bec ist eine Legende unter den franko-belgischen Comic-Kunstschaffenden. Gerade als Texter von etwas esoterisch angehauchten SciFi-Vertretern sollte er jedem Comic-Fan bekannt sein, aber auch seine WildWest-Geschichten sowie die Neuinterpretationen berühmter literarischer Vorbilder (z.B. Tarzan & Conan) haben zahlreiche Lesende gefunden – Um genau zu sein weit über 3 Millionen, was für eine dreißigjährige Karriere in der Comic-Nische (jaja, in Frankreich ist das Gras grüner...) überaus beeindruckend ist. Dabei vergisst man manchmal, dass er eben nicht nur Texter ist, sondern auch Zeichner – Und gar kein schlechter, wie er nun mit „Inexistenzen“ beweist.
Im Post-Apokalypse-Comic „Inexistenzen“ ist die Welt nach dem nächsten Weltkrieg untergegangen. Es gibt nur noch eine Hand voll Menschen, die in einer grau-braunen Ödnis ums Überleben kämpfen. Vielleicht findet man noch mal eine vor hunderten Jahren abgelaufene Konservendose, viel häufiger aber findet man den Tod. Denn selbst am Ende der Zivilisation kämpfen unzählige Clans für sich selbst, anstatt gemeinsam eine bessere Zukunft aufzubauen. Manche müssen sogar schon auf Stöcke und Steine als Waffen zurückgreifen, während andere noch „historische“ Technik wie Überwachungsdrohnen nutzen können, um ihre Pfründe zu sichern. Mittendrin ist der Scharfschütze Sol, der im Niemandsland nach der Suche nach einem sagenumwobenen blauen Kind ist. Das wird ihn zwar auch nicht retten, aber immerhin die Augen öffnen...
War das jetzt ein Spoiler? Egal, denn um die in 5 Kapitel aufgeteilte Geschichte geht es in Inexistenzen eigentlich gar nicht. Nein, vielmehr geht es um die Atmosphäre: Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Eiseskälte – Bec schafft es mit seinen Zeichnungen ganz hervorragend, in mir als Leser diese Gefühle auszulösen. Das ist beeindruckend und entschädigt auch dafür, dass wir hier eigentlich nur einen halben Comic haben, da es sich in mehreren Kapiteln eher um illustrierte Kurzgeschichten handelt. Aber das ist wie gesagt nicht schlimm, denn die Atmosphäre stimmt und die teils auf Panoramaseiten präsentierten Zeichnungen sowieso. Und so ist es Bec und damit auch dem „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) tatsächlich gelungen, dass ich mal einen Comicband von ihm gefunden habe, an dem ich nichts zu meckern finde 😉
Fazit: „Inexistenzen“ (Link) ist große Comic-Kunst, die keinerlei gute Laune verbreitet und die doch so wichtig ist!