Es war wohl das paradoxest-mögliche Fazit, welches ich dem „Thrax“-Auftaktband zugestehen konnte: „Lupi, Fratres, Amantes“ (Link) war der beste „Splitternackt“-Titel überhaupt, weil er von allen Comics des „Splitter Verlags“-Erotik-Imprints am allerwenigsten ein „Splitternackt“-Titel war – Und das, obwohl es hier haufenweise Nacktheit und Sexszenen gab! Aber trotzdessen standen spätrömische Dekadenz, politische Intrigen und nicht zuletzt brutale Gladiatoren-Kämpfe im Vordergrund, weshalb ich an dem zweiten Band durchaus Interesse hegte. Ob ich mich zu früh gefreut habe?
 

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„Amor et Gloria“ ist der Mittelteil dieses im antiken Rom spielenden Erotik-Comics, bei dem die unerfüllte Liebe zwischen den getrennten „Geschwistern“ Adriana und Cleio zu einer ganzen Reihe an Intrigen und damit zu Mord & Totschlag auch außerhalb der Gladiatoren-Arena führt. Dabei sind sie auch eigentlich gar keine echten Geschwister (zum Glück, denn dem „Splitternackt“-Label kann man jede Perversion zutrauen!), denn der Sklave Cleio war eigentlich als Beschützer und Bezugsperson der wunderschönen Adriana vorgesehen. Doch dann kam erst die Liebe und dann der Ausbruch des Vesuv, weshalb sich die Wege trennten. Adriana wurde von ihrem Onkel an eine mächtige Familie verheiratet, Cleio wurde vermeintlich totgeschlagen. Aber Totgeglaubte leben länger, sodass er mittlerweile einer der erfolgreichsten Newcomer der römischen Gladiatoren-Szene ist. Und der Ruhm steigt ihm fast schon ein wenig zu Kopf, denn während Adriana alles daran setzt, ihm irgendwie in die Freiheit zu entlassen, ist er von seinem neuen Beruf ziemlich begeistert. Doch Adriana gibt keine Ruhe, sodass Eifersucht und Intrigen letztlich dazu führen, dass sich Cleio vor dem Kaiser in einem Duell auf Leben und Tod messen muss.

Der zweite „Thrax“-Band erinnert noch ein ganzes Stück mehr als der Auftaktband an den erst kürzlich qualitativ wie finanziell hinter seinen Erwartungen zurückgebliebenen Kinofilm „Gladiator II“. Ein widerspenstiger Sklave wird zu einem Top-Gladiator, der ein besonderes Verhältnis zur weiblichen Hauptfigur hat, während im Hintergrund politische Intrigen laufen. Es gibt spektakulär inszenierte Kämpfe und generell laufen überall ausgesprochen normschöne Menschen rum... Und das ist jetzt überhaupt keine Kritik, so wie der Kinofilm völlig stabiles Popcorn-Kino war, ist „Amor et Gloria“ ein völlig stabiler Historien-Comic. Oder vielmehr eine Porno-Parodie eines Historien-Comics, denn wenn hier nicht gerade gekämpft wird, wird hier rumgepimpert als gäbe es kein Morgen. Was auch wiederum keine Kritik ist, denn der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) verspricht mit seinem „Splitternackt“-Imprint ja explizite und dabei sehr hübsch gezeichnete Erotikszenen. Nur stört mich hieran, dass sehr viele dieser Szenen nicht erotisch sind – Oder zumindest nicht das, was ich persönlich mit dem Erotik-Begriff assoziiere. Also ja, ich weiß dass das „Dark Romance“-Genre gerade unglaublich beliebt ist. Aber wenn wir mal ganz ehrlich miteinander sind, handelt es sich hier bei den allermeisten Sex-Szenen (und davon gibt es reichlich) um sexuelle Übergriffe. 

Das mag im historischen Kontext sogar authentisch sein, ist aber dann problematisch, wenn es vom Verlag explizit als „erotisch“ gelabelt wird. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung zu diesem Thema. Wenn man „Thrax“ aber eher als hübsch gezeichneten Historien-Comic sieht, der sich in die Tradition von „ab 18“-Fernsehserien wie etwa „Spartacus“ oder „Game of Thrones“ stellt, dann bekommt man hier durchaus solide Unterhaltung, die sich vor vergleichbaren Comics zum antiken Rom aus demselben Verlag (z.B. „Roma“ (Link), auch wenn die Reihe wohl eingeschlafen ist) nicht verstecken braucht.
 

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Fazit: Im Vergleich zu den „normal“ gelabelten Comics des „Splitter Verlags“ mag das hier nur grundsolide Historien-Comic-Kost sein. Aber wie vor gilt auch beim zweiten „Thrax“-Band „Amor et Gloria (Liebe und Ruhm)“ (Link) wieder, dass diese Reihe deshalb zu den „Splitternackt“-Highlights zählt, weil sie eben so wenig „Splitternackt“ ist ;-)

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