Sollte man eine Comic-Reihe bis zum bitten Ende zu Tode reiten? Oder ihr ein konsequentes, würdevolles Ende bieten, welches ihren Ruhm sogar noch mehrt? Bei „Black Hammer“ (Link) wusste man das im Verlauf der unzähligen Bände manchmal nicht, denn das kreative Comic-Genie Jeff Lemire warf neben der Hauptreihe immer und immer mehr SpinOffs auf den Markt. Und warum auch nicht, das Multiversum mit seinen unzähligen Bösewichten und Superhelden war ja ein riesiger Spielplatz zum Austoben. Doch dann wurde doch irgendwann „Das Ende“ angekündigt, welches die Reihe nun mehr als zufriedenstellend abschließt – Auch wenn schon wieder weitere Bände zumindest im amerikanischen Original auf den Markt geworfen wurden...
 

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Ein kleiner Rückblick zum zweiten Zyklus, der mir mit all seinem Multiversum-Meta-Mischmasch mehr als einmal das Gehirn umgedreht hat ;-) Seit Lucy den magischen schwarzen Hammer von ihrem Vater übernahm, um erst ihn selbst aus einer Paralleldimension zu retten und dann das Verbrechen zu bekämpfen, sind zwanzig Jahre vergangen. Eine lange Zeit, in der viele Mitstreitende verschwanden und auch sie selbst unnütz wurde, da die Regierungsorganisation T.R.I.D.E.N.T. nun all die superstarken Bösewichte dingfest macht. Aber so ein genügsames Leben als betrogene Ehefrau und Mutter einer dem Drogenkonsum zugeneigten Tochter ist ja nun auch nicht unbedingt der krönende Abschluss einer Superheldinnen-Karriere... Was für ein Glück, dass sich ein Portal zur Para-Zone öffnet, denn Lucy muss bei ihrem finalen Kampf (gemeinsam mit dem ultrabrutalen Sidekick „Skulldigger“) nun das „Black Hammer“-Universum retten! Denn das Multiversum ist erwacht, der alles zerstörende Anti-Gott ebenso, und nun droht eine Kopie von Spiral City ihrer Spiral City auf den Kopf zu fallen... Eine nicht zu unterschätzende Bedrohung also, die noch dadurch verkompliziert wird, dass mit dem „echten“ Black Hammer plötzlich Lucy's lang vermisster Vater auftaucht. Aber – bei aller Kreativität muss sich auch ein Jeff Lemire an die üblichen Genre-Klischees halten – der ist in Wirklichkeit ein ziemlich fieser Typ, der aus (wenn auch nachvollziehbaren) egoistischen Gründen das Schicksal des Universums aufs Spiel setzt. Beziehungsweise, genauer gesagt, das Schicksal ALLER Universen!
 

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Und dann passiert es: Der Anti-Gott fällt in Spiral City ein, doch die Heldinnen und Helden aller möglichen Multiversen schließen sich zusammen. Aber so richtig klappt das nicht, denn da Lucys Vater alle Black Hammers tötet, fehlt ihnen ihre mächtigste Waffe. Und Lucy, die mögliche Rettung, hat eigentlich so gar keine Lust ihre Familie in Gefahr zu bringen. Doch auf der Farm im Nirgendwo (ein schöner Zirkelschluss zum ersten Zyklus), im Gespräch mit ihren alten Weggefährten, findet sie neuen Mut – Auch weil ihre eigensinnige Tochter sich selbst auf den Weg macht, um einen mysteriösen Superheldencomic-Autor zu fragen, wo er denn all die Inspirationen her hat, die so deutlich an Black Hammer erinnern... Und dann gibt es, so wie es sich gehört, den Kampf aller Kämpfe – Epischer als das Finale vom MCU-“Endgame ;-) Ja, zugegebener auch etwas kürzer, aber Jeff muss auf 176 Seiten ja nicht nur die Superhelden-Kloppereien unterbringen, sondern auch noch all den emotionalen Ballast, der „Black Hammer“ so viel positiver herausstechen lässt aus dem Einheitsbrei der ewig langen, zutiefst verschachtelten MARVEL- und DC-Comicreihen. Daher lehnte ich mich vermutlich nicht zu sehr aus dem Fenster, wenn ich vollmundig verkünde, dass der kleine Bielefelder Comic-Spezialist „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) zumindest in der letzten Dekade die beste Superheldencomic-Reihe im Portfolio hatte und noch immer hat.
 

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Fazit: Das Ende in „Black Hammer #8 Das Ende“ (Link) kommt zur rechten Zeit, denn so toll die Reihe auch war, ich brauch auch mal wieder etwas Luft zum Durchatmen. Ein episches Finale, das mir sehr viel Vorfreude auf die (hoffentlich erst in ein paar Jahren erscheinenden) weiteren „Black Hammer“-Comics bringt.

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