Es ist wieder Sommer! Und was heißt das? Genau, die Dimensionen werden wieder bunt, denn der kleine sympathische Verlag aus Augsburg schickt wieder sein jährliches Rezensionspaket raus :-) Und er weiß ganz genau wo meine Schwäche liegt, denn ganz oben im Paket lag der erst im Dezember erscheinende Auftaktband der „Rei Sen“-Trilogie – Franko-belgische Fliegercomics? Genau mein Ding! Aber bekanntermaßen meckere ich dann auch gern mal über die Erzählweise von Olivier Speltens (etwa zuletzt bei „Afrikakorps“ (Link) oder bei „Die verlorene Armee“ (Link), dem Verkaufsschlager des Verlags), also war ich natürlich gespannt, wie sehr mir der Wechsel des Kriegsschauplatzes zusagen würde...
Auch wenn es jetzt um Luftkämpfe geht anstatt um Infanterie- & Panzerschlachten am Boden: Speltens bleibt sich trotzdem treu, denn erneut wird die Geschichte aus der Perspektive der Achsenmächte erzählt. Diesmal allerdings am anderen Ende der Welt, denn der Protagonist der Reihe ist der junge Jagdpilot Daisuke. Der wollte sich eigentlich nur fürs Architekturstudium einschreiben, aber wie bei allen totalitären Regimen führt ihn die nationalistische Propaganda in die Arme des Militärs... Nun haben wir den April 1942. Die japanische Armee siegt an allen Fronten (sagt zumindest die japanische Armee), während sich Daisuke und seine Fliegerkameraden zusehends in die Defensive gedrängt sehen. Denn der Nachschub an Mensch und Material ist knapp, während die (noch) technisch und fliegerisch unterlegenen Amerikaner über quasi unerschöpfliche Ressourcen verfügen...
„Rei Sen Pazifik #1“ ist ein typischer Speltens-Comic. Wunderhübsch gezeichnete Flugzeuge und auch ganz ordentlich gezeichnete Figuren agieren quasi in einem Militärbildband, der gelegentlich von Sprechblasen oder Gedankeneinschüben unterbrochen wird. Kein tiefgründiges Charakterdrama, aber doch ein spannender kleiner Einblick in das Leben japanischer Piloten mitten im dichtesten Dschungel. Dabei werden die wirklich, also ich meine wirklich hübschen Fliegerszenen immer wieder unterbrochen mit kurzen Episoden am Boden, welche mal mehr, mal weniger direkt den Kriegsverlauf aufzeigen. Beispielsweise deuten Briefe aus der Heimat oder aber geänderte Militärdoktrinen darauf hin, dass der Sieg vielleicht doch nicht so nah ist, wie es die Propaganda glauben machen will. Bemerkenswert für einen Comic aus der Feder von Olivier Speltens ist dabei, dass diesmal das Thema Kriegsverbrechen nicht als individuelles Fehlverhalten dargestellt wird, sondern als systematische Armeedoktrin. Wie auch zeichnerische hat sich der Autor/Illustrator also auch inhaltlich ein Stückchen weiterentwickelt. Das erklärt dann auch mein überaus positives...
Fazit: Ich wiederhole mich, aber es ist, wie es ist! „Rei Sen Pazifik #1“ ist ein typischer Speltens-Comic. Wer sich also für Flugzeug-Action oder generell für Militärgeschichte begeistern kann, der darf sich hier im Dezember auf ein 56 Seiten starkes Comic-Highlight freuen!