Das Jahr ist fast rum und damit endet eine der prinzipiell interessantesten Reihen aus dem „Splitter Verlag“, welche mir dieses Jahr immer wieder ein wenig das Leben versüßt hat: „Kriege & Drachen“ heißt die Anthologie-Reihe, in Menschen mit besonderen Fähigkeiten (und oft nach besonders traumatischen Erlebnissen) eine telepathische Verbindung zu einem Drachen aufbauen, der sie dann in verloren geglaubten Kriegen doch noch zum Sieg führt. Zugegeben, das waren jetzt alles keine tiefgründigen Dramen, sondern lediglich leckere Action-Snacks, aber Spaß hatte ich dann doch mit diesen pulpigen Weird War-Storys. Der letzte Band des ersten Zyklus schließt nun den Kreis, denn es geht erneut in den zweiten Weltkrieg, allerdings am anderen Ende der Welt. Denn nach der Luftschlacht um England (Link) prügeln und beißen sich die Drachen nun im pazifischen Ozean die Seele aus dem Leib. Und das funktioniert, so viel Spoiler darf schon mal sein, auch in seinem vierten Aufguss immer noch ziemlich gut...
 

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Der afroamerikanische Bauarbeiter William erschlägt im Jahr 1941 in Notwehr einen weißen Angreifer. Die Polizei ist rassistisch wie immer, daher soll er des Mordes angeklagt werden. Doch weil ihm im letzten Moment ein Unterwasser-Drache zu Hilfe kommt (eine sehr coole Abwechslung zu den bisherigen Flugdrachen), wird er von der US Navy für eine Spezialeinheit rekrutiert. Hier trifft er auf allerlei Klischee-Figuren (von der Latina, die beim Militär auf ein besseres Leben hofft, bis zum Hardcore-Klischee-Rassisten), die allesamt nur leblose Abziehbilder sind und die – wenn man davon absieht, dass auch sie alle ziemlich coole Drachen befehligen – vor allen dafür da sind, um William irgendwelche Plot-Points abarbeiten zu lassen, damit die unglaubliche vorhersehbare Geschichte vorwärts geht. Denn klar, erst muss sich William mit „seinem“ Drachen anfreunden, dann gibt es innerhalb der Gruppe Streit, sodass die nagelneue Militärkarriere auf dem Spiel steht. Aber „zum Glück“ greifen dann die Japaner an und William rettet den TagNaja, es ist immer noch die Schlacht um Pearl Harbor, so toll geht das dann alles doch nicht aus; aber klar, ohne William hätten die USA den Krieg schon am ersten Tag verloren ;-)
 

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Der vierte Band verfolgt den überaus sympathischen Ansatz, dass sich die Geschichte hier zu Beginn des 68 Seiten starken Comics (den mir der Verlag wieder dankenswerterweise zur Verfügung stellte) relativ langsam entwickelt. Man lernt William ein wenig kennen und auch macht hier einen Rassismus-Subplot auf, der leider ganz schnell wieder vergessen wird, sobald sich die verschiedenen Drachen mit all ihren verschiedenen Fähigkeiten aufeinander stürzen. Ein wenig „normales“ Kriegsgerät mischt auch noch mit, auch wenn da nicht alles historisch korrekt ist – Aber wer hätte das auch gedacht in einem Comic, in dem Drachen das Maß aller Dinge sind :-P Das alles ist erneut nicht sehr tiefgängig, sondern ein regelrechter Action-Snack, der aber erneut wirklich ganz wunderbar aussieht. Was dann vermutlich auch der Unique-Selling-Point dieser gesamten Reihe ist, welche Genre-Fans überaus glücklich machen wird. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Idee mit dem Ende des 1. Zyklus bereits ausgelutscht. Was soll da noch kommen? Wie oft soll noch ein Niemand durch Leid oder Zufall eine magische Verbindung zu einem Drachen aufbauen? Und in was für Kriegen soll das denn jetzt noch alles passieren? Drachen im Weltall? Oder generische Drachen im Mittelalter? Diese Anthologie-Reihe ist auserzählt, wenn sie sich nicht in einem potentiellen zweiten Zyklus komplett neu erfindet. 
 

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Das soll aber keinesfalls das Fazit für diesen Abschlussband schmälern, denn „Kriege & Drachen #4 Pearl Harbor“ (Link) ist einmal mehr ein sehr nett anzuschauender und schnell weggelesener Action-Snack, dem es erneut an tiefgängigen Charakteren oder auch echtem Drama mangelt. Aber wer die bisherigen drei Bände mochte, wird auch diesen Band definitiv mögen.

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