Die „7 Detektive“-Anthologiereihe von Herik Hanna, in der er mit wechselnden Kreativpartnern jeweils unterschiedliche Krimi-Untergenres interpretierte, hat bei mir ja mit jedem neuen Band immer wieder das Gefühl der Überraschung ausgelöst. Ich war überrascht, wie die gesamte Comic-Szene den öden Auftaktband feiern konnte und wie stark die sich Reihe danach aber steigerte. Und ich war noch mehr überrascht, als sich in den letzten Einzelbänden langsam eine zusammenhängende Geschichte herauskristallisierte. Und ich war selbstverständlich immer wieder überrascht, wie interessant Hanna den mitunter sehr offensichtlichen Krimi-Vorbildern mit seinen Comics eine „Frischzellenkur“ verpasste. Tja, und nun bin ich gespannt, ob dieser Abschlussband denn nun auch (gerade nach dem etwas verstörenden 6. Band) würdevoll und befriedigend sein würde... 

 

Miss Crumble, Richard Monroe, Ernest Patisson, Martin Bec & Frederic Abstraight – Sie alle sind große DetektivInnen, doch sie alle stehen im Schatten von Nathan Else und seinem etwas naiven Psychologen-Sidekick John Eaton. Zumindest will das eine enorm erfolgreiche Reihe an Trivialliteratur den englischen Krimi-Fans weismachen, welche die Abenteuer der ProtagonistInnen der „7 Detektive“-Comics zu absoluten Publikumslieblingen und Verkaufsschlagern werden lässt. Doch der Abschlussband „The Death of Nathan Else“ bietet statt solider Krimikost plötzlich schludrig hingeschriebenen Fantasy-Quatsch, in dem der Held gleich am Anfang stirbt... Das findet der „echte“ Nathan Else zwar ziemlich witzig, ein fanatischer Fan ist jedoch so enttäuscht, dass er sein Idol vor aller Augen ersticht. Trauriges Ende, irgendwie zynisch, aber ist halt so. All seine GefährtInnen kommen noch einmal zum gemeinsamen Trauern vorbei, in der Hoffnung, vielleicht etwas über die wahren Hintergründe der Tat herauszufinden. Und tatsächlich will der Täter vor Nathans Sidekick John Eaton ein Geständnis ablegen – Doch stattdessen ist er plötzlich tot! Ich würde gern noch so viel mehr schreiben über diesen 72 Seiten starken Abschlussband, der sich erstmals einer genauen Krimi-Untergenre-Einordnung verweigert. Stattdessen vermischt Herik Hanna hier verschiedenste Elemente, um vielmehr eine Art Metakommentar zum Zusammenspiel von Autor und Werk, aber auch zur Wechselwirkung von den „realen“ DetektivInnen und ihren literarischen Kunstfiguren, abzugeben. Das ist interessant, wenn man denn bisher alle vorherigen Bände gelesen hat, aber letztlich ist es doch eher ein Fanservice und weniger ein spannender Kriminalfall. Wenn überhaupt, dann müsste man diesen Band vielleicht dem Rachethriller-Untergenre zuordnen – Aber man sollte das tunlichst meiden, denn sonst fällt auf, dass es ein sehr lahmer Untergenre-Vertreter wäre: Die erste Rache erfolgt fast schon zufällig und die zweite Rache, inklusive einem sehr konstruiert wirkenden Motiv, wirkt eher wie eine Pflichtübung, um die quotenmäßige Actionszene in die Geschichte einzubauen... Ich hatte hier deutlich das Gefühl, als verlässt sich der Autor zu sehr darauf, dass das Zusammenspiel der verschiedenen DetektivInnen schon irgendwie für eine gute Geschichte sorgen wird – Doch da die Figuren in den vorherigen Bänden kaum Charaktertiefe bekamen, hätte man hier eigentlich auch komplett neue ProtagonistInnen einführen können, das wäre spannungs- & nostalgiemäßig tatsächlich auf das Gleiche hinausgelaufen :-( Immerhin, und damit wird der Anthologie-Aspekt der Reihe verworfen, gibt es hier deutliche Bezüge zum vorherigen Band. Das finde ich zwar gut, weil damit John Eaton mehr Tiefe bekommt, aber die Werbebeschreibung „Abgeschlossener Fall“ ist damit so nicht 100%ig korrekt :-P Nichtsdestotrotz, rückblickend bin ich dem „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) sehr dankbar, dass sie diese Reihe publiziert haben. Mein Dank soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Reihe im Mittelteil (die wirklich abgeschlossenen Fälle #3-5) ihr qualitatives Hoch hatte, während die ersten beiden Bände und nun eben die finalen beiden Bände deutlich schwächer sind. 

 

Fazit: Zweifelsohne ist „7 Detektive #7 Der Detektiv und der Tod“ (Link) mit seinem Metakommentar zum Krimi-Genre ein für Serien-Fans sehr interessanter Abschlussband. Aber er ist eben nur für Fans der Reihe relevant, denn dem eigentlichen Kriminalfall (wobei man bei beiden Rachegeschichten trefflich diskutieren kann, in wieweit man sie dem Krimi-Genre überhaupt zuordnen sollte 😉) fehlt es leider an Spannung.

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