60er Jahre in Frankreich? Eine fiese Geheimorganisation mit dem trashigen Namen „Oktopus“? Ex-Nazis mit Geheimwaffen? Das alles farbenfroh gezeichnet im Stil der berühmten „Ligne claire“? Das klingt doch verdächtig nach franko-belgischen Abenteuer-Comics! Und damit sind wir auch direkt beim Thema, denn das Rollenspiel „The Troubleshooters“ (Interview, Link) will genau solche Geschichten mit einer solchen Atmosphäre erlebbar machen. Schauen wir mal, ob das erste Kaufabenteuer diesem Anspruch gerecht wird... Wenige Tage vor dem Ende des 2. Weltkriegs stach ein deutschen U-Boot in See, mit dem Ziel ein wertvolles Gemälde ins verbündete Japan zu transportieren. Wobei das Gemälde nicht etwa wertvoll war, weil es besonders begabte Kulturschaffende gezeichnet hätten oder weil es besonders schön wäre. Nein, sein Wert verbarg sich unter der Oberfläche, denn dort verborgen ist der theoretische Schlüssel zu all den Nazi-Technologieerrungenschaften wie Todesstrahlen und Antigravitation. Aber die ganzen Hightech-Theorien haben dem U-Boot bei seiner Transportfahrt nicht geholfen, denn irgendwo auf halber Strecke ist es gesunken... 20 Jahre später häufen sich in Paris scheinbar zusammenhangslose Ereignisse. Etwa die Entführung eines Journalisten, die Brandstiftung in einem Mietshaus, ein Mordanschlag auf eine „Oktopus“-Aussteigerin und ehemaliger Nazi-Funktionär, der eine Meeresexpedition nach Südostasien plant... Die Spielenden müssen nun herausfinden, was hier eigentlich passiert ist und vor allem warum – Und dann wartet auf sie eine halbe Weltreise, vom höchsten Wolkenkratzer in New York bis ins tiefste Gewässer eines Pazifik-Königreichs... „Das U-Boot-Geheimnis“ ist prinzipiell ein recht einfach strukturiertes Abenteuer, welches die 3 - 5 Spielenden von Szene zu Szene und Schauplatz zu Schauplatz leitet: In Paris starten sie ins Abenteuer, dort erleben sie mehrere kleine Episoden, in denen sie als HeldInnen glänzen dürfen. Auch sammeln sie hier die ersten Informationen, welche sie optional in New York vertiefen können. Schlussendlich geht die Reise aber ins fiktive südostasiatische Inselkönigreich Sitomeyang, wo sie nicht nur das verschollene U-Boot nebst Überlebenden finden, sondern auch noch den anfangs entführten Journalisten. Aber klar, dass eine unheilige Allianz aus Nazis & Oktopussen da etwas dagegen hat ;-) Ich könnte jetzt kurz die üblichen Fakten runterleiern, etwa dass das 72 Seiten starke Hardcover immerhin 27,95 € kostet, dass Lektorat & Layout einen guten Job gemacht haben oder dass der Publisher „Green Gorilla“ so freundlich war, mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung zu stellen. Aber um die nackten Zahlen geht es hier gar nicht, denn „Das U-Boot-Geheimnis“ beziehungsweise das gesamte „The Troubleshooters“-Rollenspielsystem will mich vor allem auf der emotionalen Ebene packen. Es will, dass ich mich so fühle, als würde ich genau diese Art von Abenteuer und genau diese Art von Atmosphäre erleben, die ich früher und auch heute noch genau so in franko-belgischen Comics erlebt habe. Und das schafft dieses Abenteuer ganz vorzüglich! Aber auch abseits der franko-belgischen Comic-Nostalgie birgt „Das U-Boot-Geheimnis“ viel Freude, etwa durch eine gesunde Mischung aus verschiedensten Action-Szenen und ruhigen Ermittlungen, durch hübsche Zeichnungen & Handouts und nicht zuletzt durch das leicht von der Hand gehende und damit quasi „nebenbei bespielte“ Regelsystem (welches ich aber erst in der später folgenden Grundregelwerk-Rezension vorstellen werde ;-)). Allerdings hätte ich mir ganz persönlich das Abenteuer gern noch etwas „idiotensicherer“ gewünscht, denn die Spielleitung sollte vielleicht schon mal ein paar Stunden hinter dem Spielleiterschirm beziehungsweise dem Sichtschirm der Einsatzleitung (Link) verbracht haben. Dem entgegen kann ich den ersten „The Troubleshooters“-Abenteuerband aber thematisch interessierten Hobby-Neulingen ganz vorbehaltlos empfehlen, das ist ein guter und spaßiger Einstieg ins Rollenspiel :-) Fazit: „The Troubleshooters: Das U-Boot-Geheimnis“ (Link) ist ein franko-belgischer Comic zum Selberspielen. Wer so etwas mag, wird dieses Abenteuer auch mögen!