Vor genau drei Monaten rezensierte ich das erste Mal eine Comic-Adaption der Lupin-Romanreihe (Link). Damit war ich ziemlich „late to the party“, denn der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) listet zum gegenwärtigen Zeitpunkt, zählt man die 2026er Ankündigung mit, bereits ein halbes Dutzend Lupin-Comics im Portfolio. Aber besser spät als nie, denn „Arsène Lupin gegen Sherlock Holmes“ gefiel mir mit seinem erfrischenden gut/böse-Rollentausch erstaunlich gut. Die teils übernatürliche Reise in die Jugendjahre des diebischen Protagonisten gefällt mir dagegen so gar nicht...
 

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Die Geschichte beginnt mit einem versuchten Mord. Denn die augenscheinlich unsterbliche Josefine Balsamo, Gräfin von Cagliostro, soll von einem schatzsuchenden Männerbund ertränkt werden. Doch welch ein Glück, der heldenhafte (und superschlaue und superhübsche und superpotente) Arsène Lupin ist zur Stelle, um seine Angebetete zu retten. Blöd nur, dass die gar nicht so dankbar ist wie erhofft, denn nach allerlei Hin & Her und auch ein wenig Eifersucht (denn Lupin hat schon eine schwangere Geliebte, die nebenbei die Tochter eines der Bösewichte ist) macht sie ihn zu ihrem Gefangenen. Aber dann muss er doch helfen, denn bei der Suche nach Diamanten hasten Lupin, Josephine und die Bösewichte von A nach B nach C, nur um bei so ziemlich jedem Zusammentreffen neue Allianzen in neuen Konstellationen zu bilden...
 

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Die Jugend von Arsène Lupin: Cagliostro“ erinnert mich vom groben Erzählkonzept frappierend an den dritten Teil der „Fluch der Karabik“-Filmreihe, welcher mit seinen wechselhaften Allianzen auf der Suche nach dem McGuffin so verwirrend war, dass selbst die Verwirrung verwirrt wurde ;-) Ich hab jedenfalls mehrfach leicht verwirrt und schwer genervt mit den Augen gerollt, weil der Texter Jérôme Ého und vielmehr noch der Original-Romanautor Maurice Leblanc hier einfach eine wirklich unwürdige Erzählung abgeliefert haben. Und ja, die Geschichte ist 100 Jahre alt, da war alles anders (und in diesem Fall keinesfalls besser), aber da muss doch schon mal jemandem aufgefallen sein, dass etwa die sprunghaften Wechsel von Gut zu Böse und dann gleich wieder zurück etwas sehr unglaubwürdig wirkten? Und dass der mordende und folternde Bösewicht vielleicht nicht dadurch Erlösung erlangt, dass er im letzten Atemzug noch für Lupin eine Hochzeit mit der Frau klarmacht, die er betrogen hat? Wobei, die hat er ja auch nur betrogen, weil er von der Gräfin verhext wurde, weil wir wissen ja alle, selbstbewusste Frauen sind mit dem Teufel im Bunde ;-)
 

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Sorry, aber nichts an dieser Geschichte ist irgendwie gut. Es mag ja sein, dass sie ein Zeitdokument ist, weil man zur Jahrhundertwende eben genau solche Abenteuergeschichten schrieb, aber gefallen muss mir dieser Mist halt trotzdem nicht. Wobei ich zur Ehrenrettung von Maurice Leblanc anmerken möchte, dass für diese Adaption wohl auch stark gekürzt wurde. Keine Ehrenrettung gibt es aber für den Zeichenstil, der erinnert mehr an ein Kinderbuch, was halt so gar nicht zu den mitunter brutalen Szenen passt. Daher kann ich auch überhaupt nicht nachvollziehen, was für Jubelstürme es andernorts zu diesem Comic gibt, denn ich habe hier ein deutlich negatives...

Fazit: Es mag ja sein, dass „Die Jugend von Arsène Lupin: Cagliostro“ (Link) im literarischen Original ein Klassiker des französischen Abenteuerromans ist, aber gut ist die Geschichte halt trotzdem nicht. Und weil es zudem auch noch nicht mal gut aussieht, gibt es einfach niemanden, den ich diesen Comic irgendwie empfehlen könnte. Schade!

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