Sherlock Holmes ist ein Meisterdetektiv, Arsène Lupin ein Meisterdieb. Noch dazu leben sie ungefähr zur gleichen Zeit in der gleichen Zeitlinie (auch wenn Arthur Conan Doyle das urheberrechtlich gar nicht so geil fand), sodass ein ständiger Wettstreit unausweichlich erscheint. Und Bro, that escalated quickly, denn am Ende zerballert Sherlock aus Versehen Lupins Frau Raymonde. Dieser wollte ausgerechnet an diesem Tag mit ihr gemeinsam in Diebesrente gehen, braucht so nun aber die seine alte Profession, um sich von der Trauer abzulenken. Wenige Jahre später kommt es dann zu einem weiteren Duell...
Von der tragischen Vorgeschichte nebst abschließendem Epilog eingeklammert erzählt „Arsène Lupin gegen Sherlock Holmes“ einen netten kleinen Whodunnit-Krimi in einem malerischen Herrenhaus an der französischen Küste. Angestachelt von der sich unerwartet schwierig gestaltenden Lösung eines Zahlencodes ist der wie immer gut verkleidete Lupin quasi zufällig dabei, als eine ganze Reihe an Verbrechen passieren. Ein gut betuchter Erbe wird erschossen, doch der Mörder löst sich scheinbar in Luft auf. Die andere Erbin ertränkt sich scheinbar im Fluss, während das Anwesend von einem Geist heimgesucht wird. Und die verrückte Oma aus dem Dorf hängt sich auch noch auf... Die Mysterien häufen sich also, was am Ende nicht nur einen, sondern gleich zwei Sherlock Holmes auf den Plan ruft – Wer hintergeht hier eigentlich wen?
Die beiden Haupt-Handlungsstränge von „Arsène Lupin gegen Sherlock Holmes“ funktionieren tatsächlich ziemlich gut, auch wenn ich zwischendrin mal zweifelte... Einerseits ist Holmes hier ein übelstes Ekelpaket, dem ich zu keinem Zeitpunkt gewünscht habe, dass Lupin schnappt. Und doch, spätestens mit dem Epilog wird da eine runde Geschichte draus, die überaus befriedigend ist. Und andererseits haben wir einen spannenden Whodunnit-Krimi, bei dem schon viel zu früh zumindest für die Lesenden enthüllt wird, wer hier wen warum ermordet hat. Aber egal, irgendwann haben sich diese beiden Handlungsstränge so fest miteinander verknotet, dass ich Seite um Seite neugierig umblätterte und am Ende mit einem logischen und (trotz früher Enthüllung) spannenden Krimi-Comic belohnt wurde. Da das dann alles auch noch ziemlich nett aussah, ist dieses 112 Seiten starke Druckwerk aus dem „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) tatsächlich eine Empfehlung für die Fans von mindestens einer der beiden Hauptfiguren.
Fazit: Dass der klassische Held hier der Schuft ist und der Verbrecher der Held, macht „Arsène Lupin gegen Sherlock Holmes“ (Link) zu einer unterhaltsamen Lektüre mit einem spannenden Kriminalfall.