Solo-Spielbücher, bei denen man Lovecrafts berühmteste Geschichten selbst nachspielen kann, klingen prinzipiell nach einer guten Idee. Und tatsächlich war „Cthulhus Ruf“ (Link) ein halbwegs spaßiger und überaus niedrigschwelliger Zugang, da es neben der supersimplen Spielbuchmechanik auch gleich noch die originale, wenn auch frisch übersetzte Originalgeschichte mit dazu gab. Und offensichtlich kam dieser Spielbuch/Kurzgeschichten-Mix gut an, denn nicht nur ist nun der hier besprochene zweite Band erschienen, es wurde auch schon der dritte Band angekündigt! Na mal schauen, ob ich diesmal (mehr) Freude daran haben werde... Die eigentliche Geschichte ist typisch Lovecraft (weil klar, sie ist ja auch von ihm ;-)): Die Miskatonic Universität finanziert eine Forschungsexpedition ins ewige Eis, man selbst soll diese in der Rolle eines Geologie-Professors begleiten. Doch noch bevor man sich auf den Weg macht, wird man bereits von fischigen Typen bedroht. Und in der Antarktis wird es dann noch viel schlimmer, denn die Forschungsergebnisse ändern nicht nur den Lauf der Geschichte, sondern zehren auch stark an der geistigen Stabilität aller Beteiligten... Wenn ich schon mal eine der wenigen Gelegenheiten habe, gegen meinen lieben Blogger-Kollegen und guten Freund André „Würfelheld“ Skora zu schießen, dann nutze ich die Gelegenheit natürlich: Ey Junge, deine „Choose Cthulhu“-Wertungen sind ja mal sowas von falsch :-P Denn da bekam der erste Band unfassbar überbewertete 3,75 von 5 (Link), also fast schon 4, während der zweite Band nun nur noch 3,5 von 5 (Link) bekam. Über die jeweilige Wertungshöhe kann man geteilter Meinung sein, aber die Reihenfolge ist ja wohl absolut falsch herum ;-) Denn „Berge des Wahnsinns“ ist, bei aller spielmechanischer Schwäche (positiv würde man „Simplizität“ schreiben), im Vergleich doch das wesentlich bessere Spielbuch! Das grundlegende Spielprinzip ist fast schon selbsterklärend, denn am Ende jedes Abschnittes wird auf einen oder mehrere andere Abschnitte verweisen, bei denen man dann weiterlesen muss (“Willst du nach links, gehe zu Abschnitt X; willst du nach rechts, gehe zu Abschnitt Y“). Insgesamt benennt das Buch dabei 111 Abschnitte, wobei das aber eine kleine Mogelpackung ist, da die ganzseitigen Zeichnungen (das Highlight der „Choose Cthulhu“-Bücher) jeweils auch als (wenn auch nicht nummerierter) Abschnitt mitgerechnet werden. Daher, beispielsweise Abschnitt 75 → Bild → 77. Das ist natürlich nicht viel Umfang, und so habe ich gerade mal 40 Minuten benötigt um ganz ans Ende zu gelangen. Wobei ich jedoch zugegebenermaßen bei den zahllosen Tod- & Wahnsinn-Enden wieder zum letzten Abschnitt zurück gegangen bin, um mich umzuentscheiden ;-) Denn es gibt diesmal sogar mehr (in den allermeisten Fällen sehr schlechte) Enden; so ich mich nicht verzählt habe, sind es diesmal 13 (gegenüber 8 im Vorgängerband). Und wo wir gerade beim Vergleichen sind: Ich hab diesmal 42 Abschnitte gezählt, bei denen man mindestens zwei Wahlmöglichkeiten hat, das sind mehr als doppelt so viele wie bei „Cthulhus Ruf“ (19)! Zudem gibt es leichte spielmechanische Auflockerungen, nämlich an einer Stelle die Wahl der Ausrüstung (welche dann später andere Entscheidungsoptionen ermöglicht) und an einer Stelle eine kurze Ermittlung, welche Leiche nicht gefunden wurde. Gerade bei letzterem „Minispiel“ fällt aber, wie schon beim Vorgängerband, unangenehm auf, dass man kein Vorwissen mitbringen darf. Liest man etwa aus Interesse erst die dem Spielbuchbereich angehängte Kurzgeschichte, weiß man im Prinzip alles schon vorher... Und so habe ich die Annahme, dass der „Mantikore Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) auch hier wieder die gleiche Zielgruppe anpeilt: Neben den Hardcore-Fans, die alles sammeln, primär absolute Neulinge – Und zwar sowohl in Hinblick auf die Mythos-Thematik als auch im Hinblick auf das Spielbuch-Genre. Diese können dann auch bedenkenlos die 13,95 € für das 316 Seiten starke Taschenbuch zahlen (auch ein Vorteil gegenüber den Vorgängerband, da gab es für das gleiche Geld nur 184 Seiten – Der „Manikore Verlag“ hat die Inflation ausgedribbelt :-D). Alle anderen sollten eher nach Alternativen schauen, denn der Verlag höchstselbst hat spielmechanisch viel, viel, viel interessantere Solo-Spielbücher im Programm und so eine Lovecraft-Kurzgeschichte verändert sich auch mit einer Neuübersetzung nicht grundlegend... Fazit: „Choose Cthulhu #2 Berge des Wahnsinns“ (Link) bietet noch immer einen sehr simplen, niedrigschwelligen Zugang für Lovecraft- & Spielbuch-Neulinge. Im direkten Vergleich zum Vorgängerband bekommt man hier aber deutlich mehr Spaß fürs gleiche Geld! PS: Ich weiß natürlich, dass die beiden „Choose Cthulhu“-Rezensionen auf dem Würfelheld-Blog nicht von André persönlich verfasst wurden, dies sei zu seiner Ehrenrettung erwähnt, aber ich wollte ihm schon immer mal ein beherztes „Ey Junge!“ an den Kopf werfen :-P