Im „Splittercast“ (Link), dem verlagseigenen Podcast des „Splitter Verlags“ (der mir, das sei gleich zu Beginn gesagt, ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), fragt Max irgendwann immer wieder, was denn die Kreativ-Duo-Traumpaarung wäre. Damals wünschte ich mir Winfrid Lupano und Nicole Scott, aber mit dem ersten „Metropolia“-Band haben wir nun eine weitere Traumpaarung, welche meinem Wunsch in nichts nachsteht, nämlich die SciFi-Dystopie-Autorenlegende Fred Duval und der deutsche Star-Zeichner Ingo Römling. Und dann spielt das alles auch noch in unserer Bundeshauptstadt! Da kann doch nix schiefgehen, oder?
Im Jahr 2099 haben der Klimawandel und die Ressourcen-Knappheit radikal zugeschlagen. Aber Probleme sind ja bekanntermaßen nur dornige Chancen, um mal einen sehr erfolglosen Ex-Finanzminister zu zitieren, und deshalb haben sich die Menschen ein geniales neues Wirtschaftssystem ausgedacht. Neben dem Euro gibt es noch die sogenannte Miles-Währung, welche man für die Zurücklegung von Laufstrecken erhält – Der Traum einer jeden Krankenkasse ;-) Und da sich ja eh niemand mehr Individualverkehr leisten kann, vor allem aber keine Flugreisen, ist das die ideale Gelegenheit, um das Notwendige mit dem Nützlichen zu verbinden. Wobei eh kaum jemand Langstreckenreisen vermisst, kann man dank fortgeschrittenster Computer-Technologie ja sogar Sex über viele zehntausende Kilometer hinweg haben. Also fast schon eine Utopie, wenn wir hier nicht in einer Dystopie wären, denn natürlich kann Fred Duval nicht aus seiner Haut!
Die für sich alleinstehend lesbare Noir-Detektivgeschichte beginnt im Auftaktband dieser dreiteiligen Reihe mit einem Mord, denn während einer Versteigerung wird ein reicher Kunstmäzen in aller Öffentlichkeit erschossen. Die Spuren führen den Privatermittler Sascha Jäger in das etwas in die Jahre gekommene Hightech-Hochhaus „Florian“, in welchem – so viel Spoiler sei erlaubt, aber die Thematik hat Fred Duval ja schon in zahlreichen Comics durchgekaut – eine wildgewordene KI das Sagen hat. Und die eskaliert umso mehr, je näher Sascha der Wahrheit kommt...
„Berlin 2099“, der Auftaktband dieser (bisher geplant) dreiteiligen Cyberpunk-Reihe, bietet auf der einen Seite einen absolut grundsoliden Krimi-Plot. Nichts, was man nicht irgendwo mal gelesen hat (wie einen Absatz zuvor erwähnt, Duval hat ein Faible für dystopische KI-Zukunftsvisionen), aber doch unterhaltsam genug, damit man die 56 Seiten ab Stück und voller Interesse wegliest. Auf der anderen Seiten bietet der Band aber ein sehr interessantes und trotz der zeitlichen Entfernung überraschend nahbares Zukunftsszenario sowie einfach tolle Zeichnungen! Sicherlich muss man Ingo Römlings Figurenzeichnungen sowie generell die Kolorierung mögen – was ich tue – aber mindestens die liebevollen Hintergründe sind über jeden Zweifel erhaben. Und so kann man sich diesen Comic ganz ohne Zweifel ins Regal stellen, wo er eine ausgesprochen gute Figur macht neben Fred Duvals anderen Cyberpunk-Dystopien wie etwa „Carmen Mc Callum“ (Link).
Fazit: Fans von franko-belgischer Comickunst haben es bereits geahnt, aber spätestens mit „Metropolia #1 Berlin 2099“ (Link) haben wir die offizielle Bestätigung: Das Kreativ-Duo Duval & Römling ist eine Traumpaarung!