Die aus jeweils vier sechsbändigen Zyklen bestehende Fantasy-Reihe „Die 5 Reiche“, in der anthropomorphe Königshäuser um die Macht über den zentralen Ozean Arthrys kämpfen, gehört ja bekanntermaßen zu den absoluten Comic-Highlights des „Splitter Verlags“ (der mir, gleich vorweg, wieder ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte). Zugegeben, der zweite Zyklus (Link) kam qualitativ leider nicht an den Auftakt-Zyklus heran (pseudo-europäische Adelskämpfe sind halt doch spannender als Asia-Unterweltkriege), aber das zwischendurch erschienene SpinOff (Link) hat mich direkt wieder vollständig mit der Reihe versöhnt. Also schauen wir doch mal, wie es weiter geht.
Kurz zur Erinnerung, im ersten Zyklus hat sich das Großkatzen-Königreich Angleon so zerstritten, dass am Ende so ziemlich das ganze Königshaus niedergemeuchelt wurde. Zwar gab es eine unerwartete Siegerin, doch die hat einen diplomatischen Abstecher in den zweiten Zyklus gemacht, sodass Angleon nun schutzlos ist – Was die fiesen Bären nebst ihrer Wolf-Untertanen natürlich sofort ausnutzen, um die Hauptstadt im Handstreich einzunehmen. Das klappt zwar leider nicht, aber da die Kräfteverhältnisse so einseitig sind, wird auch die sofort begonnene Belagerung zweifelsohne nach kurzer Zeit zum Erfolg führen... Aber was machen blutrünstige Krieger und Kriegerinnen, wenn sie mal nicht in den Berserker-Modus gehen können? Sich aus lauter Langeweile untereinander bekriegen, da ja doch jede(r) besser weiß, wie man so einen Eroberungsfeld durchführen sollte. Kleiner Tipp von mir als außenstehender Leser: Vielleicht nicht alle loyalen Bären-Truppen losschicken, damit die zwielichtigen Wolfs-Untergebenen im Heimatland nicht plötzlich ihre Chance zur Machtergreifung sehen ;-)
Aber mal Spaß beiseite, blutige Intrigen sind ja das Herzstück der Reiche, weshalb das Kreativ-Trio Lewelyn a.k.a. Andoryss, Chauvel & Wong natürlich gut daran beraten ist, einen solchen Handlungsstrang im Zyklus-Auftaktband unterzubringen. Wobei, angedeutet werden noch ein paar mehr mögliche Konfliktfelder, aber die sind eben nur leichte Andeutungen vor dem Hintergrund einer brachialen Eroberungsgeschichte, welche für „Die 5 Reiche“-Verhältnisse überraschend geradlinig daher kommt. Das finde ich persönlich gut, da kann man mal durchatmen und seine Gedanken ordnen, denn wie schon in den Vorgänger-Zyklen gibt es auch hier wieder rund 30 Figuren, die explizit als Hauptperson benannt werden. Die haben zwar schon alle mehr oder minder kurze Auftritte (glaube ich zumindest, bei sooo vielen Bären kann man mal jemanden verwechseln), aber oft sind diese Kurzauftritte eher Camoes mit scheinbar wenig Beitrag zum aktuellen Handlungsfortschritt. Was es einerseits, wie gerade geschrieben, einfacher macht sich in den neuen Zyklus hineinzufinden. Andererseits fehlt dadurch aber so etwas wie eine Identifikationsfigur, weshalb ich bisher das komplette Bären-Königreich für blutrünstige Monster halte. Außer vielleicht den Königssohn Genkin, aber den kannte man ja schon - quod erat demonstrandum - näher aus den vorherigen Zyklen.
Fazit: „Die 5 Reiche #13 Am Leben bleiben“ (Link) ist jedenfalls ein sehr gelungener Auftaktband des 3. Zyklus, der all die zeichnerischen und inhaltlichen Stärken weiterführt, welche diese Comic-Reihe so groß und beliebt gemacht haben.