Jetzt ist es tatsächlich schon wieder fast ein halbes Jahrzehnt her, dass ich mich mit der „Einsamer Wolf“-Fantasywelt aus der Feder des leider bereits verstorbenen Joe Dever beschäftigt habe. Mittlerweile hat seine „Kai-Krieger“-Reihe dank dem Spielbuch-Spezialisten „Mantikore Verlag“ bereits den 6. Band erreicht, in welchem man einem strauchelnden Zwergen-Königreich zur Seite steht... Zur Geschichte muss man eigentlich gar nicht viel erzählen: Man verkörpert den Kai-Großmeister „Treuer Tänzer“ (alteingesessene Blog-LeserInnen erinnern sich, das war mein zufällig ausgewürfelter Name im Reihenauftakt „Jagd nach dem Mondstein“ (Link)), der als Schüler des Einsamen Wolfs (welcher mittlerweile deutlich overpowered ist ;-)) für Recht und Ordnung sorgt. Diesmal verschlägt es ihn ins unterirdische Zwergen-Königreich Bor, in welchem das beim Erzschürfen dummerweise befreite Ungetüm Shom`zaa mitsamt einer ganzen Armee an Monstern für Endzeitstimmung sorgt – Wer sich hier an die Geschichte rund um die Minen von Moria aus „Der Herr der Ringe“ erinnert fühlt, liegt sehr nah dran... Jedenfalls kommt dann „Treuer Tänzer“ vorbei und klatscht die Monster mit seinem Sonnenkristall und seinen zahllosen Fähigkeiten weg – Denn mittlerweile ist nicht nur der Einsame Wolf ein wenig overpowered, sondern eben auch der neue Kai-Krieger. Für so ziemlich jede vertrackte Situation hat er den passenden Zauberspruch oder die passende Waffe parat – Also falls er sie dabei hat, denn sonst gehen die lebenswichtigen Ausdauerpunkte ganz rasch in den Keller... Denn spielmechanisch ist „Der Sturz der Drodarin“ ziemlich unspektakulär und innovationslos: Man springt von Abschnitt zu Abschnitt, entscheidet sich gelegentlich für einen anderen Weg oder eine Handlungsoption („Hast du Ausrüstungsgegenstand ABC oder kannst du Zauber XYZ? Nein? Okay, dann bist du gleich tot...“), aber am Ende ist es doch eine recht lineare Geschichte. Das soll jetzt gar nicht negativ konnotiert sein, denn genau mit diesem Konzept hat Joe Dever über 10 Millionen (!!!) Spielbücher verkauft, aber gerade der „Mantikore Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) zeigt ja mit seinen „modernen“ Spielbüchern einheimischer Autoren immer wieder, welche qualitative Weiterentwicklung es im Solo-Rollenspiel-Bereich im letzten Jahrzehnt so gab :-) Interessant ist, dass die Charaktererschaffung & -ausrüstung dafür, dass es sich hier eigentlich nur um ein eigentlich simples, lineares Spielbuch handelt, mit knapp 30 Seiten erstaunlich umfangreich daherkommt. Und selbst viele „normale“ Rollenspiele haben keinen vierseitigen Charakterbogen ;-) Dafür gehen die eigentlichen Spielregeln jedoch rasch von der Hand: Man liest einen Abschnitt und wird dann auf den nächsten Abschnitt verwiesen, manchmal hat man auch mehrere Optionen und wählt entsprechend aus (z.B. „Willst du das Bauernhaus angucken, lies bei 73 weiter. Willst du drumherum laufen, lies bei 37 weiter.“). Kommt es zu einem Kampf, vergleicht man die eigene Kampfstärke (inklusive Modifikatoren wie etwa besonderer Waffen) mit der des Gegners, daraus errechnet sich dann der Kampfquotient, welcher das Resultat der 1W10-Probe bestimmt. Je nach Wurfergebnis verliert man dann Ausdauerpunkte, manchmal gibt es aber auch sofortiges Dahinscheiden. Generell ist der Tod ein ständiger Begleiter, besonders wenn man die falschen Zauber & Fähigkeiten gelernt hat (ehrlich, wer konnte denn vorher wissen, dass Sangeskunst hier so mächtig ist...) oder die benötigte Ausrüstung im (sich überraschend schnell füllenden) Rucksack fehlt. Fans der „Die neuen Kai-Krieger“-Reihe haben hierbei einen kleinen Vorteil, da man die Figur von Band zu Band mitnimmt und durch das Aufleveln mehr und bessere Fähigkeiten beherrscht. Das eigentliche Abenteuer hat 350 Abschnitte; um aber auf seine stattliche Dicke von 444 Seiten zu kommen, hat man traditionsgemäß noch ein Bonusabenteuer mit 125 Abschnitten reingepackt. Und traditionsgemäß ist das auch wieder eine ziemlich feine Sache, allein schon, weil der Autor August Hahn hier im Vergleich viel mehr Text pro Abschnitt zur Verfügung hat. Lediglich die ganzseitigen (und mitunter arg oldschoolig wirkenden) Illustrationen der Hauptgeschichte fehlen, ansonsten war ich traditionsgemäß vom Bonusabenteuer fast schon wieder begeisterter als von der Hauptgeschichte :-P Also zusammengerechnet bekommt man hier mit beiden Abenteuern 475 Abschnitte, das ist für Fans von klassischen Spielbüchern ein ordentlicher Gegenwert zum Preis von 14,95 €. Fazit: Ich mache ja nun ein Geheimnis daraus, dass mir die „modernen“ Spielbücher aus dem „Mantikore Verlag“ eher zusagen als solche oldschooligen „Einsamer Wolf“-Titel. Nichtsdestotrotz hatte ich jedoch durchaus spaßige, wenn auch manchmal sehr tödliche Stunden mit „Die neuen Kai-Krieger #6 Der Sturz der Drodarin“ (Link). Wer die gesamte Reihe mag, wird dieses Spielbuch ebenso mögen :-D