Heute ist schon Sylvester, 2014 und damit mein erstes Jahr als Rollenspieler ist rum. Rückblickend war es für mich privat, beruflich & hobbymäßig ein überdurchschnittlich bis gutes Jahr. Der rituelle Abschluss eines jeden Jahres ist das "Weihnachtsgrillen" unserer über halb Europa verstreuten Abitur-Clique, wo wir Freunde uns nebst Anhang (mittlerweile ist sogar schon das erste Kind da, ach werden wir erwachsen...) traditionell am 2. Weihnachtsfeiertag mit Bergen von Fleisch, gutem Ostbier und unterhaltsamen Spielen vergnügen. Die letzten Jahre gab es Munchkin-Marathon-Sitzungen bis zum nächsten Morgen, aber nachdem ich dieses Jahr nun mit dem Rollenspielhobby angefangen und auch einige Freunde mit dem "RPG-Virus" infiziert habe, war es klar dass wir auch gemeinsam ein Abenteuer erleben würden. Mit dabei erstmals auch meine Freundin, die sich eigentlich mit Händen & Füßen dagegen gewehrt hatte... . . Damit es für alle Teilnehmer ein spannendes Abenteuer geben würde, fragte ich welches Setting wohl den Geschmack der Mehrheit finden würde. Die Jungs standen mehr so auf SciFi - hier hätte sich eine schöne Runde "Am Rande des Imperiums" angeboten - aber die Ehefrau des Gastgebers setzte sich mit "Mach irgendwas mit Game of Thrones" durch ;-) Ich muss gestehen, davon nun absolut überhaupt keine Ahnung zu haben, über 2 Folgen der TV-Serie bin ich aus Zeitgründen nie hinaus gekommen. Also war es Zeit für Recherche, und irgendwann konnte ich das Szenario auf die 3 Eckpfeiler "blutige Hochzeit", "kleinwüchsige Adelige" sowie "Blut & Morde" eingrenzen... Dann musste natürlich noch ein passendes System gefunden werden. Aus meiner positiven Erfahrung heraus wählte ich "Savage Worlds", denn die Grundsätze "komm auf 4 oder mehr" und "je besser der Charakter, umso besser der Würfel" waren in Kombination mit Spielplan & Miniaturen selbst für Genießer des ein oder anderen Bieres noch leicht verständlich :-) Das Abenteuer begann also mit einer Hochzeit zwischen den Adelshäusern Florent (Bräutigam) und Darry (Braut) in einer kleinen Kirche der Hauptstadt Königsmund. Keine Ahnung ob das irgendwie in den "Fluff" passt, aber zumindest haben die "Game of Thrones"-Fans nicht wutentbrannt den Tisch verlassen :-D Die teilnehmenden Charaktere waren:
- Der Hauptmann der Goldröcke (absoluter W6-Durchschnittscharakter, gespielt von meiner Freundin Nadine) - Der fette, dumme Kerkermeister von Königsmund (natürlich mit sehr hohen Werten in Konstitution und Stärke, gespielt von Andreas, der den Nachteil "fett" sehr gekonnt ausspielte um seinen Vorrat an "Bennies" aufzufüllen) - Der kleinwüchsige und hässliche Bruder der Braut (gespielt von Anita als einen leicht größenwahnsinnigen Tyrannen mit hohen Willenskraft- und Verstandwerten)
Natürlich wurde traditionell in einer Kirche geheiratet, und um den Spielern die Mechaniken des Systems zu erklären wurden sie vor die Herausforderung gestellt zu versuchen mit ihren Waffen am Priester vorbei zu kommen, der diese Mordwerkzeuge natürlich nicht im Hause Gottes sehen wollte. Der Prinz schaffte es dann auch mit einer sehr erfolgreichen Einschüchterungsprobe, nicht nur für sich sondern gleich alle SC eine Sondererlaubnis zu erlangen. Die Musik setzte nun ein, alle standen auf und freuten sich dass gleich die Braut durch den Eingang zum Altar schreiten würde. Doch stattdessen hörte man von draußen Schreie, und plötzlich stürmten zwei bewaffnete Räuber herein und schrien "Bleibt auf euren Plätzen, dann läuft alles friedlich ab, wir wollen nur die Braut!". Ich denke es muss nicht erwähnt werden, dass die SC nicht tatenlos zusahen sondern sogleich diesem Unrecht entgegen traten. Dabei gingen sie geschickt vor: Während der Kerkermeister und der Prinz die Gegner ablenkten, flankierte sie der Hauptmann (als einziger SC mit einem Bogen bewaffnet) und erschoss sie aus dem Hinterhalt. Draußen angekommen sahen die SC dann nur noch den roten Planwagen mit der Braut um die Ecke fahren. Der Versuch einer Verfolgungsjagd scheiterte weil der Hauptmann vom Pferd fiel, sodass nun "klassische Ermittlungsarbeit" anstand. Der Hauptmann schlug vor, man könne ja einfach den Spuren folgen, doch der Rest der Gruppe wollte lieber Zeugen befragen. Diese fanden sich dann auch schnell, und dank einiger erfolgreicher Überzeugungsproben hatte man dann nicht nur ein Phantombild der vermeintlichen Entführungsanführer in den Händen, sondern von einem ehemaligen Stadtgardisten auch den Hinweis dass sie zu einer stadtbekannten Entführerbande gehören könnten. Bald fand man auch raus, in welcher Kneipe ("Zum hässlichen Gnom") sich die Entführer normalerweise rumtrieben und dass sie dort Matrosen für die Handelsschiffe "zwangsrekrutierten". Ein erster Besuch zur Mittagszeit in voller Montur brachte dann aber keine Erkenntnisse, da die SC auf eine Mauer des Schweigens stießen. Also ersannen sie den Plan, dass sie in Zivil zur einbrechenden Nacht wiederkommen würden. Der Hauptmann solle versuchen, sich entführen zu lassen. Der Plan ging auf, und plötzlich lag der Hauptmann in eben jenem roten Planwagen, den die SC schon heute früh gesehen hatten, zwischen den beiden Typen von den Phantombildern. Die anderen beiden SC stürzten hinterher, konnten sich gerade so auf den anrollenden Planwagen aufschwingen und im kurzen Handgemenge den ersten Entführer niederstrecken (viel, viel, viel zu viele Erfolge - Er wurde sozusagen mit einem Axthieb vom Kerkermeister zweigeteilt) und den anderen Entführer aus dem fahrenden Wagen zu werfen (wieder ziemlich hohe Erfolge gewürfelt). Da auch die Heimlichkeitswürfe dabei viel zu erfolgreich waren (eventuell hätte ich den Mindestwurf doch etwas erhöhen sollen...) bemerkte der Kutscher nichts von den ungebetenen Gästen auf seiner Ladefläche und fuhr mit dem vermeintlichen Entführungsopfer durch das Schlammtor hindurch in den Hafen. Dort sollte ein Kontaktmann den Gefangenen eigentlich auf ein Handelsschiff bringen, doch mit den drei SC hatte er natürlich nicht gerechnet und wurde seinerseits gefangen genommen. Nach einigen peinlichen (im eigentlichen Wortsinne - die Spieler waren nicht zimperlich) Befragungen wussten die SC dann, wo die Braut gefangen gehalten wurde (dem Fischerboot "Dorsch"). Leider kamen die SC dann aber auf die glorreiche Idee, den Gefangenen ins Wasser zu werfen anstatt ihm ein paar Hintergrundinformationen zu entlocken - Mag sein, dass Skrupellosigkeit typisch "Game of Thrones" ist, aber ich war dann doch ein wenig irritiert über die brachiale Vorgehenweise. Naja, das Boot war jedenfalls nicht da, aber die Dock-Nachbarn ließen sich entlocken dass das Boot erst kürzlich abgelegt hatte nachdem der Kopf der Entführerbande panisch an Bord ging (das war der NSC, den die SC vorhin aus dem Planwagen geworfen hatten). Einige Proben auf Intelligenz und Wissen später fand man heraus, dass der Wind so stark war dass das kleine Boot - kaum 10 Meter lang, Einmaster, aber mit einem Dachaufbau sodass es auch als Hausboot verwendet werden konnte - nur flussaufwärts segeln konnte. Die SC ritten also den Fluss entlang, sahen das Boot und davor eine Brücke, sprangen von der Brücke auf das Boot (und der Hauptmann durch seine Würfelprobe sogar IN das Boot, weil er durchs Dach stürzte) und erledigten die verbliebenen Gegner inklusive den Entführungsbandenanführer in einem langen, spannenden Gemetzel. Damit war die Braut gerettet und alle waren glücklich :-D InGame ebenso wie OutGame. Die Spieler waren glücklich, weil ihnen das Abenteuer sehr viel Spaß bereitet hat und sie sich schon auf das nächste Weihnachtsgrillen freuen. Dabei hat es sie gar nicht gestört, dass sie keine Hintergrundinfos über meine erdachten Intrigen hatten, weil sie ja im wahrsten Sinne des Wortes keine Gefangenen gemacht haben :-( Und ich war besonders glücklich, weil meine Freundin zu ihrer eigenen Überraschung sehr viel Spaß hatte und nun weitere Mittelalter-RPG-Abenteuer erleben will. Was bleibt jetzt am Ende noch zu sagen? "Savage Worlds" rockt einfach und ist tatsächlich ein für Einsteiger (sowohl Leiter als auch Spieler) gut händelbares System. Gerade die Arbeit mit Miniaturen und Bodenplänen hilft dabei "vermeintlich unkreativen" Spielern, das Erzählte besser zu visualisieren und sich Lösungen zu erarbeiten. Die Abenteueridee ist übrigens geklaut aus den letzten Kapiteln von "Private Eye - Tiefe Wasser". Achja, und eh ich es vergesse: Einen guten Rutsch und ein gesegnetes 2015 allen Lesern!
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