Wie schon in der Besprechung des Vorgängerbandes (Link) erwähnt, kann ich mich ja sehr für Geschichten über unkonventionelle Geistliche begeistern. Ebenso kann ich mich aber auch Begeistern für dezent humorvolle, gleichsam aber brachiale Krimis über Antihelden, die noch offene Rechnungen begleichen müssen und die dabei mehr oder minder freiwillig zu besseren Menschen werden. Der Gangster-Rentner „Monsieur Vadim“ (Link) gefiel mir vor bereits zwei Jahren ziemlich gut, den Aushilfspriester in „Habemus Bastard“ habe ich geliebt. Nun erschien also der zweite, abschließende Band, und da war ich natürlich gespannt, ob meine Begeisterung anhalten würde...
 

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Pater Philippe ist tot! Ermordet von einem Auftragskiller. Aber es lief nicht alles so glatt wie erhofft, sodass der im ersten Band noch namenlose Mörder erst einmal untertauchen muss. Also zieht er sich rasch die Soutane seines Opfers an, um Philippes neue Pfarrstelle in einem verschlafenen Bergstädtchen anzutreten. Und da so ein frischer Wind ja auch etwas Gutes hat, wird er rasch sehr herzlich von seiner Kirchgemeinde aufgenommen. Zwar sind die Predigten nur 10 Minuten lang, dafür gibt es bei der Beichte aber auch Rabatt auf die Buße. Und irgendwie geht es sogar mit den Bauarbeiten am Kirchengebäude rascher voran, auch wenn zugegebenermaßen erst einmal Philippes Pfarrhaus mit allerlei Luxus-Schnickschnack aufgewertet wird. Und selbst die Jugend ist gleich viel disziplinierter, wenn sie beim Aufbau eines Dealer-Rings gecoacht wird ;-)
 

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Mittlerweile hat sich, nachdem der 88 Seiten starke Comic mit einem intensiven Rückblick begann, der falsche Philippe ganz gut in seiner neuen Rolle als Priester eingerichtet. Dass sich der jugendliche Kleindealer Renaud für deutlich mafiöser hält, als er eigentlich ist, und dass zumindest ein paar kritische Nachfragen kommen, sollte die Tarnung nicht auffliegen lassen. Doch dann taucht erst die Geliebte/Edelprostituierte des echten Philippes auf und dann gleich zwei verfeindete Mafia-Familien, die jeweils aus ganz eigenen Gründen nach Rache dürsten. Und der örtliche Dorf-Gendarm ist auch überdurchschnittlich neugierig... Der Abschlussband „Ein Herz unter einer Soutane“ setzt die Geschichte konsequent fort und ist dadurch auf dem gleichen sehr hohen Niveau des Vorgängers. Sicherlich kann man kritisch anmerken, dass hier sehr viele Ereignisse sehr vorhersehbar sind (beispielsweise können selbst Krimi-Fremde das Finale mit ziemlicher Sicherheit vorhersagen, dafür hält sich die Geschichte zu sehr an Genre-Konventionen) und dass es im „echten“ Leben nicht alles so glatt gehen würde (niemand kann mir erzählen, dass das ganze Dorf glaubt, die Schießerei-Geräusche seien Bauarbeiten), aber das soll in keinster Weise den Lesegenuss schmälern. Der ist nämlich so sehr vorhanden, dass ich es wage zu behaupten, dass „Habemus Bastard“ die beste zweiteilige Reihe ist, die der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) in diesem Jahr im Portfolio hatte.
 

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Fazit: Nach dem tollen Auftakt war es erwartbar, aber ich muss es trotzdem nochmal betonen: „Habemus Bastard #2 Ein Herz unter einer Soutane“ (Link) ist ein grandioser Krimi-Comic, der mit hübschen Zeichnungen, dezentem Humor und teils brachialer Gewalt nicht nur Genre-Fans erfreut.

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