Am Wochenende habe ich erstmals eine Comic Con besucht, nämlich die „German Comic Con Frankfurt 2017" (Link). Zugegebenermaßen hatte ich absolut keine Ahnung, was da auf mich zukommen würde – Die Meinungen zu den bisherigen Veranstaltungen waren sowohl in meinem Bekanntenkreis (befreundete Blogger & Kreative, außerdem mein Schwiegervater) als auch in den sozialen Netzwerken eher gemischt. Aber hey, wenn so eine Veranstaltung schon mal in der Nähe ist, dann kann man sich auch mal selber ein Bild von machen :-D Und so waren mein extrem Comic-nerdiger Schwiegervater und ich zwei von 19.000 Besuchern, welche die Messehalle 3 in Frankfurt/Main stürmten – Und um mal unserer beider Meinung zusammenzufassen: „Der Name ist NICHT Programm“ :-P Ich will Euch jetzt gar nicht groß mit meiner Reise langweilen (doofe Bahn :-() sondern gleich mal die einzelnen Punkte abhandeln: Stars: Keine absoluten Superstars, aber einige echte Highlights (der „Gotham“-Cast), dazu sehr viel B- und C-Prominenz. Die Fragestunden auf der Hauptbühne waren immer gut besucht, aber abseits davon hat man schon gemerkt, für wen sich die Besucher wirklich interessiert haben: Vor einigen ganz wenigen Stars (ohne Anführungszeichen) bildeten sich lange Schlangen (zuvorderst Robin Lord Taylor), andere Stars (mit Anführungszeichen) saßen den ganzen Tag einsam und verlassen herum und spielten an ihrem Handy – Und ich will nicht unehrlich sein, für jemanden, der vor 10 oder 20 Jahren mal durchs Bild gehuscht ist, würde ich jetzt auch nicht bis zu 40 € für ein Autogramm bezahlen… Lieber sollte die Con-Orga ein paar weniger drittklassige Stars einfliegen und dafür etwas weniger Eintritt verlangen – Klasse statt Masse ;-) Cosplay: Das war echt toll! Sehr viele verkleidete BesucherInnen in sehr vielen Qualitätsstufen. Die thematische Bandbreite war durchaus hoch, auch wenn Harley Quinns deutlich in der Überzahl waren. Und obwohl ich mich eigentlich nicht für das Thema interessiere, war der „ Comic Con Europe Cosplay Championship“-Vorentscheid wirklich unterhaltsam :-) Creators & Influencers: Zum ersten Mal gab es einen separaten Bereich für mehr oder minder bekannte Instagram/Youtube-Sternchen, was in den sozialen Medien durchaus mit einigem Unverständnis aufgenommen wurde… Die Bühne war jedenfalls stets gut besucht und obwohl auch ich hier nicht zwangsläufig immer eine Verbindung zum Thema Comic ziehen konnte (außer, dass vielleicht ein paar ihrer Follower auf eine Comic Con gehen), muss ich sagen: Die Creators & Influencer haben mich nicht gestört – Nicht mehr, aber auch nicht weniger :-P Shopping: Natürlich konnte man auch ganz schön viel Geld ausgeben. Primär Merchandise und DVDs, dazu auch themenfremde Promo-Stände, aber vom Gefühl war es doch so gemischt, dass man nicht drei Stände nebeneinander mit den gleichen Plastikfiguren hatte… Essen & Trinken: War vorhanden, selbstverständlich zu Messepreisen ;-) Comic: Das Thema so weit unten? Mit voller Absicht ;-) Denn um Comics ging es auf der „German Comic Con Frankfurt 2017“ nur am Rande – Zumeist in Form von Cosplayern, welche Manga- und (Comic-)Filmfiguren darstellten. Keiner der wirklich großen Verlage war vor Ort und die wenigen Stände der kleinen Verlage waren im Verhältnis eher schwach besucht. Das absolut Gleiche kann ich zur Artist Alley ebenfalls sagen – Wenn man sich mal auf dem Lageplan anschaute, wie wenig Raum die Artists und Comic Guests einnahmen, dann war das schon sehr sehr sehr traurig :-( Einziger Lichtblick war der „Lappan Verlag“ mit seinen bekannten Künstlern, der gerade zu den Signierstunden ein echter Besuchermagnet war. Was gabs sonst so?: Was man der Con-Orga definitiv zugestehen muss, ist dass sie versuchte Abwechslung zu bieten. Man konnte Lasertag ausprobieren, an Seilen gesichert Trampolin springen, beim ADAC den Überschlagsimulator genießen oder beim Cosplay Speeddating seine große Liebe finden. Dazu gab es eine Ausstellungsfläche für verschiedene Fangruppen – Definitiv das Highlight und stets gut besucht. Auch die Retro Area fand viel Zuspruch :-) Generell war auch auf jeder der drei Bühnen fast immer irgendwas los. Und die Leute?: Die Stimmung war gut, das Klientel bunt gemischt – Vom jugendlichen Mangamädel über den Filmfan bis hin zum nerdigen Comic-Veteranen (Schwiegerpapa, ich denk da an Dich :-D) war alles dabei. Ich habe auch einige Familienausflüge gesehen – Es gibt schlechtere Möglichkeiten, das Wochenende zu verbringen ;-) Überwiegend hatte ich – und das ist keinesfalls despektierlich gemeint – den Eindruck, dass Comics und Nerdtum für sehr viele Besucher eher sekundäre Themen waren. Was ja auch zum generellen Eindruck von der Con passt, siehe den vorvorherigen Abschnitt über Comics und Artists. Gut erkennen konnte man das, wenn man die drei Bühnen miteinander verglich: Die Main Stage mit den Schauspieler-Fragestunden und später dem Cosplay-Wettbewerb waren stets gut besucht, oft waren mehrere hundert Zuschauer zugegen. Die Influencers-Bühne war zwar wesentlich kleiner, aber zwei bis vier Dutzend Zuschauer standen/saßen eigentlich immer davor. Die eigentliche Comic-Bühne wurde von den Besuchern teils sehr stiefmütterlich behandelt, gelegentlich konnte man die Besucher an einer Hand abzählen :-( Zuletzt die Orga & Preise: Die Organisation lief gut, da hab ich nix zu meckern. Insgesamt war die Con aber recht überschaubar, auf den 18.000 m² der Messehalle 3 war noch gut Platz – Wenn man einfach nur mal über die Con schlendern wollte und ein bissel rumgucken, dann war man in ein bis zwei Stunden durch. Wirklich kritisieren muss ich – außer dass es auf einer Comic Con nicht wirklich um Comics ging – eigentlich nur zwei Nebensächlichkeiten: Erstens war der Lärmpegel hoch, oft haben sich die Bühnen gegenseitig übertönt. Und zweitens erschien mir für eine von Kindern und Jugendlichen frequentierte Veranstaltung eher unpassend, dass erwachsene Inhalte (vom blutigen Zombie bis hin zur japanischen Erotik-DVD) problemlos zugänglich waren – Wobei hier sicherlich eher die Eltern in der Pflicht sind. Insgesamt würde ich den Eintrittspreis für das Gebotene als etwas zu hoch bewerten – Sowohl für ein Tagesticket (27,50 € für Samstag) als auch für die um ein Vielfaches teureren VIP-Tickets. Letztendlich möchten mein Ex-Schwiegervater und ich ein überwiegend positives Fazit ziehen: Auch wenn die „German Comic Con Frankfurt 2017“ eher den Namen „Cosplay und US-TV-Stars Con“ tragen müsste, wurden wir doch gut unterhalten. Sie ist nichts für puristische Comicheft-Nerds, aber gerade wer sich für Cosplay interessiert oder unbedingt mal viel Geld für ein Foto mit / Autogramm von seinem Lieblingsstar ausgeben wollte, wird seinen Spaß gehabt haben :-) Die nächste "German Comic Con" ist übrigens am letzten Mai-Wochenende in München (Link), zeitgleich mit dem traditionellen Comicfestival (Link).