Bevor wir zum zweiten Teil meines vielerwarteten „ApoCon“-Reiseberichtes kommen (er ist in Arbeit, aber ich muss noch mein unleserliches Notizen-Gekritzel vom Workshop mit Professor Keule entziffern), möchte ich euch kurz von meinem Wochenende berichten welches mit der geheimnisvollen und in Deutschland nahezu unbekannten Welt von „Anima“ zu tun hat. In Übersee ist diese Welt mitsamt ihrem Rollenspiel, ihrem Tabletop und ihrem Kartenspiel ziemlich populär – In Deutschland ist die von Ulisses vertriebene Welt nahezu unbekannt. Das soll sich hiermit ändern!
Achtung liebe Rollenspieler: Auch wenn dies ein RPG-Blog ist, geht es diesmal ausnahmsweise um das Tabletop, also nicht erschrecken wenn ich von Zoll-Maßbänder und Zinnfiguren schreibe ;-)
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Auf „Anima“ bin ich Anfang des Jahres aufmerksam geworden. Mein niederbayrischter aller Freunde, nämlich T-Dog (oder einfach nur: Thomas), erzählte mich von den wunderschönen Zinnminiaturen die er gerade mit Leidenschaft bemalte. Schnell gegoogelt um welches System es sich handelte, ein paar Infos aufgeschnappt (Link) und schon war ich bei E-Bay und ersteigerte meine erste Armee :-D Dass sämtliche „Anima“-Spiele, egal ob Tabletop oder Rollenspiel, in Deutschland ein eher trostloses Dasein fristen machte den Einstieg für mich umso günstiger: Kaum mehr als 30 € für eine Armee in Turniergröße und das Regelbuch – Unschlagbar günstig! Als dann in Erlangen (was ja sozusagen mit kaum 200 km Entfernung noch „vor der Haustür“ liegt) auch noch ein Turnier stattfinden sollte, sagte ich sofort zu.
Freitag Abend ging es also los, der Organisator Conny hatte mich eingeladen mir das System und die Regeln bei einem köstlichen Bamberger Rauchbier (Unbedingt probieren – Schmeckt im Abgang nach gebratenem Speck und hat ordentlich Wumms!!!) zu erklären, denn ganz so idiotensicher wie meine bisherigen Favoriten „X-Wing“ und „Dust Tactics“ ist dieses Tabletop dann doch nicht. „Anima Tactics“ ist ein sogenanntes Skirmish-Tabletop, daher man spielt mit einigen wenigen Figuren gegeneinander. Diese sind in den seltesten Fällen einfaches Fußvolk, sondern zumeist heroische Recken mit ebenso heroischen Fähigkeiten. Diese speziellen Fähigkeiten kosten, ebenso wie ganz normale Aktionen (rammende Sturmangriffe, vom Dach springen, auf Mauern klettern, todesmutig in die Schussbahn werfen), spezielle Aktionspunkte. Diese werden je Runde nur teilweise regenieriert, sodass man ein wenig Mikromanagement betreiben muss und auch mal ein paar Punkte für die nächste Runde aufsparen sollte (was ich dummerweise nie gemacht hab). Züge laufen dabei wie folgt ab: Es gibt einen Initiativ-Wurf, dann zieht man abwechselnd seine Figuren übers Feld. Aktionen müssen dabei angesagt werden, bevor man sie ausmisst – Ich hab leider viel zu oft meine teuren Distanzangriffe im Nirgendwo versenkt, weil das entscheidende halbe Zoll gefehlt hat :-( Wenn man mal von den ewig vielen Spezialfähigkeiten und Wechselwirkungen absieht, ist das System aber eigentlich gar nicht soooooo kompliziert und dank Conny’s guter Erklärung fühlte ich mich dann auch bereit, am nächsten Tag das Turnier zu rocken!
Leider fiel das Turnier dann am Samstag aber aus, weil nur Conny und ich anwesend waren. Also spielten wir nach dem gemeinsamen Frühstück ganz entspannt die Turniermissionen gegeneinander durch. In der ersten Mission mussten Zielpunkte erobert und gehalten werden – Schlechte Idee, meinen Heldentrupp dafür über dem gesamten Spielfeld zu verteilen um sich dann einzeln abschlachten zu lassen ;-) In der zweiten Mission musste ein Gebiet rund um einen magischen Schrein besetzt werden, wobei jede nicht im Nahkampf befindliche Figur einen Siegpunkt je Runde einbrachte. Ich stellte hierfür meine Taktik um, ging im dichter Formation auf den Gegner (hat jemand den Film „300“ gesehen? Genau so, nur halt mit lediglich 6 Kämpfern) und am Ende waren alle Gegner tot! Juhu!
Bis jetzt hatte jedes Spiel gut 2 Stunden gedauert, sodass sie Batterien langsam leer waren. Also kochte Conny für uns köstliche Schinkennudeln und erzählte mir noch von einigen wirklich ausgebufften Taktiken für die diesjährige Europameisterschaft im November auf der Dreieich-Con. Dann folgte die finale Schlacht, bei der meine dicht gedrängten Nahkampftruppen dann aber gegen Flächen-Fernkampfangriffe ziemlich alt aussahen… Mit dem guten Gefühl, ein wirklich gutes Tabletop-System kennengelernt zu haben, machte ich mich dann auf dem Heimweg. Natürlich werde ich auf der Dreieich-Con-EM eine Revanche fordern :-)
Und nun die Frage aller Fragen: Warum sollte man mit diesem System anfangen?
- Das Regelbuch macht sich optisch einfach genial im Regal und bietet richtig geile Anime-Artworks mit sehr leicht bekleideten Frauen (Entschuldigung liebe FeministInnen, dass ich gemalte Frauen objektiviere) - Die Figuren (Zinn! Kein Failcast) sind sehr detailliert und machen sich sowohl auf dem Spieltisch als auch in der Vitrine toll - Die Regeln sind eingängig und sorgen dafür, dass die Kämpfe hin- und her wiegen - Der „Fluff“ ist einfach wahnsinnig interessant, nicht nur für Anime-Fans - Es ist einfach wahnsinnig günstig (bei Ebay gibt es „Anima Tactics“ für Spottpreise, und selbst zum UVP-Neupreis ist man für eine starke Turnierarmee inklusive dem umfangreichen dt. Hardcover-Regelbuch mit weniger als 100 € dabei) - Und der wichtigste Grund: Damit ich mehr Gegner habe!!!