Mal ganz unabhängig von den Regeln oder dem Setting gibt es genau zwei Arten von Tabletops, die mir gefallen. Einerseits epische Massenschlachten im winzigen Maßstab (wie damals „Dropzone Commander“, über das ich zu Beginn dieses Blogs enthusiastisch (Link) berichtete), andererseits Ultra-Skirmisher, bei denen man nie mehr Figuren auf dem Spielfeld hat, als Finger an der Hand ;-) Die höchste Steigerungsform von letztgenanntem Spielprinzip hat nun die deutsche Miniaturen-Schmiede „hf wargaming“ publiziert (bekannt für das großartige „All that's left“ (Link), welches sogar Zombies wieder cool machte), denn im Mittelalter-Tabletop „The King's Tournament“ spielt man epische Duelle nur noch mit einer einzigen Miniatur pro Seite!
 

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Denn bei „The King's Tournament“ verkörpert man einen heldenhafte Ritter, der sich zu Pferd beim Lanzenstechen sowie zu Fuß beim Nahkampf-Duell und beim Bogenschießen mit seinen Standesgenossen misst, um Ruhm & Ehre, aber auch Goldmünzen und die Gunst eines Burgfräuleins zu erringen. Ein spannendes Spielkonzept, welches man sicherlich auch als immersiven Höhepunkt für eine Mittelalter-Rollenspielrunde verwenden kann. Oder sogar für eine Fantasy-Runde, denn dafür gibt es ebenfalls Regeln, aber damit greife ich eigentlich schon vor... Denn jede Turnier-Karriere beginnt natürlich mit der Erstellung eines Ritters:

  •  Zuerst werden Punkte auf die Eigenschaften Ausdauer, Stärke, Robustheit, Geschwindigkeit, Intelligenz, Körperbeherrschung, Bewegungsreichweite und Lebenspunkte verteilt. Dann wird das alles mit Anpassungen und Charaktereigenschaften wieder verändert, um seinen Ritter seiner Taktik anzupassen. 

  • Spielmechanisch wird gegen diese Eigenschaften dann mit einem W10 geworfen, wobei man den Zielwert unterwürfeln sollte oder höchsten erreichen, aber niemals überschreiten darf. 

  • Zuletzt gibt es noch einen heldenhaften Namen und eine tragische Hintergrundgeschichte, schon ist man für Heldentaten bereit. Wobei, nicht ganz, denn echte Tabletop-Fans müssen vor dem Start natürlich noch ihre Miniatur(en) fertig bemalen ;-)

  • Zuletzt werden noch Waffen für die verschiedenen Wettbewerbe gekauft. Die Auswahl ist groß, denn für Duelle gibt es zwölf verschiedene Waffenarten und drei verschiedene Schildtypen, für das Bogenschießen drei verschiedene Bögen und für das Lanzenstechen 2 verschiedene Lanzentypen. Alle mit verschiedenen Vor- und Nachteilen, sodass man hier mindestens genau so viel Zeit investieren kann wie in die Charaktererstellung an sich... Aber dann geht es wirklich los!
     

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Insgesamt stehen vier verschiedene Spielmodi zur Auswahl. Neben dem Bogenschießen und dem Lanzenstechen, die spielmechanisch eher taktische Würfelspiele sind (auch wenn man für das Lanzenstechen zwecks Positionsdarstellung durchaus Miniaturen braucht), gibt es noch zwei verschiedene Duell-Varianten zu Fuß. Einerseits das direkte 1:1-Duell, andererseits teambasiertes 5:5. Regeltechnisch sind diese aber recht ähnlich und auch ordentlich komplex, wobei gerade Rollenspiel-Fans von „Splittermond“ oder mehr noch der zweiten Edition von „Pathfinder“ eigentlich keine Probleme damit haben sollten, sich hier zurecht zu finden. Denn es gibt verschiedenste Angriffs-, Verteidigungs-, Parade- und Taktik-Aktionen, die jeweils einen oder mehrere Aktionspunkte verbrauchen und deren Erfolg oftmals mit Würfelproben festgestellt wird. 

Und wozu das alles? Natürlich für den Sieg, der hier durch das Niederschlagen des Gegners oder das Sammeln von Gunst-Punkten dargestellt wird. Aber einmal ist keinmal, denn das 80 Seiten dicke Regelbüchlein bietet auch verschiedene Vorschläge, wie man eine ganze Turnier-Kampagne spielen kann. Zudem können hier einige fiese Tricks, das Wetter und die Möglichkeit des Einsatzes von Fantasy-Völkern & Magie-Waffen für Abwechslung sorgen, sodass man sich auch bei mehreren Turnieren an einem Spieleabend nicht langweilen dürfte. Also im Endeffekt ein sehr cooles Tabletop-Spielchen von „hf wargaming“ (die mir dankenswerterweise ein Pressemuster zur Verfügung stellten), bei welchem man aber (wie schon bei „All that's left“) merkt, dass hier eine ganz kleine Miniaturen-Schmiede am Werk ist und kein Großkonzern. Denn sicherlich hätte man beim Lektorat, besonders aber beim Layout noch eine Schippe drauflegen können. Aber am Ende kommt es ja darauf an, ob man das Spiel versteht und ob es Spaß macht. Und ja, Spaß macht es, sehr sogar! Und (wie schon weiter oben erwähnt, gerade als Fan von „Pathfinder Second Edition“) verständlich sind die Regeln eigentlich schon, auch wenn man manchmal zweimal Lesen muss, um ihre Bedeutung zu erfassen. Wobei das allerdings durch eine bereits verfügbare Errata und auch besonders die dem 20 € teuren Grundregelwerk beigelegten Cheat-Sheets erleichtert wird. 
 

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Fazit: Spannende Duelle auf kleinstem Raum! 20x20 cm für das 1:1-Duell, das kann man auf dem engsten Convention-Tisch oder sogar bei einer langen Bahnfahrt im Zug problemlos aufbauen, um mal 30 Minuten zu überbrücken. Oder einen ganzen Spieleabend, wenn man auf die 5:5-Variante mit allen Optional-Regeln wechselt. Und selbst die anderen beiden Spielvarianten Bogenschießen und Lanzenstechen machen, auch wenn sie jeweils deutlich weniger komplex sind, durchaus Spaß. Also ein wirklich, „The King's Tournament“ (Link) ist ein cooles, also wirklich sehr cooles Mini-Tabletop! Absolute Empfehlung für alle, die irgendwo mindestens zwei Ritter-Miniaturen rumliegen haben ;-)