Vor nahezu genau 10 Jahren erschien die erste Folge der großartigsten SciFi-Serie aller Zeiten. Okay, vielleicht ist das übertrieben, aber in die Top3 des 21. Jahrhunderts kommt „The Expanse“ (neben dem „Battlestar Galactica“-Reboot und einem dritten Titel eurer Wahl) definitiv. Leider endete die Geschichte nach der sechsten Staffel, was aber durchaus nachvollziehbar war, da die Roman-Vorlage hier einen erzählerischen Sprung von mehreren Jahrzehnten macht. Also besteht vielleicht noch etwas Hoffnung, dass irgendwann eine 7. Staffel kommt... Bis dahin können sich die Fans immerhin mit allerlei Comics trösten, welche entweder die Vorgeschichte (Link) oder Nebenhandlungen (Link) der Serie vertiefen. Mit „Dragon Tooth“ erschien nun aber auch ein Band, der endlich mal erzählt, was eigentlich nach der finalen Staffel (also zwischen dem 6. und 7. Roman) geschah.
Zwei Jahre nach dem Asteroidenbeschuss durch die freie Raummarine ist die Erde ökologisch noch viel kaputter, als sie es heutzutage bereits ist. Und dem Mars laufen die Marsianer weg, denn weit entfernte Kolonien versprechen eine glorreiche Zukunft. Überall fliegen die Raumschiffe der Transportunion herum, aber Piratenflotten (oder doch abtrünnige Marsianer?) sorgen für so viel Chaos, dass die „The Expanse“-Zukunft gleich nochmal ein ganzes Stück dystopischer als ohnehin schon aussieht ;-) Aber wir haben ja immer noch den edlen Raumschiff-Kapitän James Holden, welcher mit dem Kampfraumschiff „Rocinante“ für Recht & Ordnung sorgt. Oder es zumindest versucht, denn wie üblich wird auch er ein Spielball zwischen allerlei politischen Intrigen und militärischem Machthunger. Zum Glück kann er sich auf seine tapfere Crew verlassen, die allerdings auch ihre eigenen Probleme hat...
Wer mit dieser kurzen Zusammenfassung der 112 Seiten nichts anfangen kann, ist bei diesem Comic an der absolut falschen Adresse. Denn „Dragon Tooth“ richtet sich ganz explizit an „The Expanse“-Fans, gerade auch jene, welche (so wie ich) die TV-Serie weggesuchtet haben. Hier gibt es keine Erklärungen oder Vorstellungen, hier wird man direkt in die Handlung reingeworfen – „Dragon Tooth“ fühlt sich an wie die gedruckte siebente TV-Staffel, weshalb ich beim Lesen auch ein herzerwärmendes Gefühl des Heimkommens hatte. Was sicherlich auch daran liegt, dass die Figuren allesamt äußerst nach an den Schauspielenden gezeichnet wurden. Dem gegenüber fällt die restliche Qualität der Zeichnungen und auch der kühlen, großflächigen Kolorierung zwar minimal ab, aber „The Expanse“ liest man ja doch wegen der Handlung :-) Und die ist einfach toll, sodass ich es kaum erwarten kann, dass „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) endlich die Fortsetzung publiziert.
Fazit: „The Expanse: Dragon Tooth“ (Link) ist ein phantastischer „The Expanse“-Comic, der aber ganz und gar explizit Kenntnisse der Romanvorlage oder der TV-Serie verlangt.