Okay, ich bin alt. Denn offensichtlich lebe ich völlig vorbei am Puls der Jugend, die in den sozialen Medien das Ratespiel „Green Glass Door“ feiert. Auf der Verpackung steht fett „Social Media Trend“, eine schnelle Google-Recherche führt mich zu einem Artikel meiner Lokalzeitung (Link), die ebenfalls von solch einem Tiktok-Trend spricht... Aber ab wann ist ein Trend eigentlich ein Trend? Auf Tiktok hat der Hashtag lediglich 3178 Beiträge (und darunter finden sich auch auch Tiktoks, die sich tatsächlich um grüne Glastüren drehen), auf Instagram sogar nur 835. Nur zum Vergleich, #DasSchwarzeAuge (mutmaßlich nur im deutschen Sprachraum bespielt, nicht international wie #GreenGlassDoor) kommt auf immerhin 968 Tiktoks und über 36.000 Instagram-Beiträgen, selbst der explizite Hashtag der 5. Edition schafft es mit mehr als 1000 Beiträgen locker, die grüne Glastür zur übertreffen. Aber was weiß ich schon von Jugendtrends, ich bin fast 40 und hab eh kein Tiktok – Was ich aber habe, ist ein Rezensionsexemplar, also schauen wir mal, ob der mögliche Hype denn auch gerechtfertigt ist...

Green Glass Door“ ist ein super simples, kartenbasiertes Ratespiel aus dem "moses. Verlag". Der/die aktive Spielende zieht verdeckt eine der 60 Spielkarten, wählt je nach vereinbartem Schwierigkeitsgrad einen der drei Ratebegriffe, dann geht es los. Diese aktive Person übernimmt sozusagen die Rolle des Sven Marquardt (der knallharte und deswegen legendäre Türsteher des „Berghain“), der die grüne Glastür bewacht. Rein kommt man nur, wenn man ein passendes Codewort nennt, welches zum auf der Karte zuvor ausgewählten Begriff passt. Beispielsweise würden Gummibärchen oder Schokolade zum Begriff „Süßigkeiten“ passen, Holztisch und Badeente aber nicht. Hat jemand ein passendes Codewort genannt, wird die grüne Glastür durchschritten. Dann muss man zwar keine Codewörter mehr erraten, man darf sich aber an der Suche nach dem gewählten Begriff beteiligen. Denn um diesen Begriff geht es eigentlich, dieser muss innerhalb von drei Versuchen gefunden werden. Ist dies gelungen, gibt es einen neuen Türsteher, der einen neuen Begriff sucht, der dann wieder gefunden werden muss.
 

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Lässt man mal die Spielbeispiele außen vor, hat meine kurze Regelzusammenfassung krass mehr Wörter als der eigentliche Regeltext. Denn spielmechanisch ist „Green Glass Door“ wirklich simpel. In der Ausführung ist es dafür umso schwieriger, denn bis man irgendwann mal halbwegs in die richtige Richtung geraten hat, können je nach Gruppengröße – gerade in den höheren Schwierigkeitsgraden – auch mal einige Minuten vergehen. Beispielsweise wenn man etwas sucht, was einen Doppelbuchstaben hat oder was man nur durchs Mikroskop sieht. Aber das ist eben auch der Reiz der Spiels.

Fazit: Selten habe ich so ein simples Gesellschaftsspiel erlebt. Aber tatsächlich hat „Green Glass Door“ (Link) in größeren Gruppen einen gewissen Reiz. Gerade auch, weil es eben so simpel ist, sodass man es selbst ganz am Ende einer alkoholgeschwängerten Party noch als lustigen Rausschmeißen bringen kann. Oder um beim Teenagergeburtstag mal die Zeit bis zum Abendbrot zu überbrücken. Und ich glaube, mehr will dieses Kartenspiel auch gar nicht sein, aber genau das macht es eben auch gut.

PS: Ja, mir ist klar, wenn man noch ein wenig die Tiktok-Hashtags variiert, kommen noch ein paar mehr Ergebnisse, ganz so alt bin ich dann doch nicht ;-)