Der großartige PR-Maximilian vom „Splitter Verlag“, den ihr nach einer sehr lehrreichen Episode zu franko-belgischen Comics (Link) auch in diesem Jahr wieder ganz bestimmt im Podcast hören werdet, hat mir mal erklärt, wie das mit diesen Comicreihen funktioniert: Anfangs gibt es nur einen Vertrag über eine begrenzte Anzahl an Bänden, etwa eine Trilogie. Und wenn die dann erfolgreich ist, wird die Serie solange gemolken, bis die keine(r) mehr kauft ;-) Und damit sind wir beim sechsten Band von „Colony“...

  

Diese einleitenden Worte wollte ich einfach mal kurz anbringen, weil ich in meinen Rezensionen – eben auch zu dieser leichtgewichtigen Space-Opera – immer mal wieder schreibe, dass ja nun bald das Ende in Sicht ist, so etwa zuletzt beim wirklich guten Vorgängerband „Aufstand“. Und dann geht es doch wieder weiter... Das ist natürlich einerseits schön, denn insgesamt mag ich die SciFi-Reihe ja trotz ihrer erzählerischen Schwächen (08/15-Figuren rennen JEDES! VERDAMMTE! MAL! in irgendwelche Hinterhalte) doch sehr gern. Aber andererseits beginnt sich die Geschichte langsam ein wenig zu ziehen, was man in diesem Band nochmal besonders deutlich feststellen kann. 

 
 
Aber zuvor ein kleiner Rückblick auf die vorherigen Ereignisse: Die Erde hat erfolglos Kolonie-Raumschiffe in das All entsandt. Das war zwar ein Fehlschlag, dafür wurde die Menschheit aber durch eine mysteriöse Alien-Rasse geupdatet. Nun ist es die Aufgabe von Elite-Bergungstruppen, die verloren geglaubten KolonistInnen aufzuspüren und zurückzuholen – Was sich nicht gerade als einfach herausstellt, da Schmuggler-Ringe und Piraten-Clans ebenfalls auf der Suche sind. Nach nunmehr fünf Bänden hat die Crew jedoch herausgefunden, dass die bösen Piraten gar nicht so böse sind wie gedacht und dass die befreundeten Aliens vielleicht doch keine Heilsbringer sind... Das Problem: Diese neuen Erkenntnisse darf die Bergungscrew nicht veröffentlichen, stattdessen wird sie mit lächerlichen Quatsch-Missionen ruhig gestellt. Ausgerechnet ein Piraten-Clan, zu dem auch noch die Ex-Frau eines Crewmitglieds gehört, bietet nun ein Teilbündnis an: Man hilft sich gegenseitig, im Gegenzug werden die gewonnenen Daten geteilt. Als wäre das nicht schon genug, ist der insgesamt achtköpfige Trupp auch einer geheimen Elite-Einheit beigetreten, welche ebenso um die Machenschaften der Atils genannten Außerirdischen weiß. Als man erfolgreich eine Piraten-Crew festnimmt, welche mit den Atils im Bunde ist, scheint man der Aufdeckung der Alien-Verschwörung einen entscheidenden Schritt näher gekommen zu sein... Okay, rückblickend ist schon eine Menge passiert. Und auch hier passieren wieder ein paar interessante Handlungsfortschritte, etwa die Entdeckung einer geheimen Piratenbasis inklusive Gen-Experimenten und den obligatorischen Fallen, in welche diese angebliche Spezialisten-Truppe wieder mal freudig hineinrennt. Auch wird entdeckt, dass die Aliens wohl doch nicht so altruistisch sind, wie es immer hieß... Das sind tatsächlich wichtige Handlungsfortschritte, genauso wie der Tod von gleich mehreren ProtagonistInnen – Was aber wie immer keinerlei emotionale Wucht entfaltet, denn auch im sechsten Band weiß man so ziemlich nichts über die Figuren und ich kenne, obschon ich die Reihe ja wie gesagt gern lese, nicht einen einzigen Namen oder Charakterzug von irgendeinem Teammitglied. Das Kreativ-Duo Filippi & Cucca macht es den LeserInnen aber auch nicht leicht, denn irgendwie ist die gesamte Crew (von einzelnen Ausnahmen wie dem Quoten-Alien mal abgesehen) eine gleichförmige, gerade für ein SciFi-Setting unangenehm diversitätsarme Menschenmasse :-P Um ehrlich zu sein zeigen noch nicht mal die Figuren an sich irgendwelche dramatischen Reaktionen auf die Tode, denn emotionale Szenen werden einfach übersprungen oder auf einen Nebensatz reduziert – Was für eine laut Verlag charakterstarke Space Opera in bester Tradition von ''The Expanse'' schon sehr armselig ist. Sorry lieber „Splitter Verlag“, danke für das Rezensionsexemplar, aber für diese absolut falsche Erwartungen weckende Werbung werde ich euch noch in zehn Jahren aufziehen ;-) 

 

Im Prinzip kann man diesen sechsten Band sehr einfach zusammenfassen: Innerhalb eines wie immer stylischen und schön gezeichneten SciFi-Settings passieren einige wenige handlungsrelevante Dinge (eben z.B. Tode und Geheimnisaufeckungen), welche aber gerade so einen halben Band füllen würden. Also packt man zahlreiche Action-Szenen hinein, welche die Geschichte sozusagen „aufplustern“, damit man irgendwie die 48 Seiten voll bekommt – Nicht, dass man einfach mal auf Charaktertiefe oder starke Emotionen setzen könnte, was der Reihe im mittlerweile sechst Band wirklich gut tun würde. Nein, lieber packt Szenarist Denis-Pierre Filippi – der das herausragend schlechte „Terra Prohibita“ verbrochen hat – noch ein paar Schießereien extra mit rein, das macht die kreative Schreibarbeit gleich viel einfacher :-P Daher hab ich im Endeffekt ein gemischtes... 

Fazit: „Colony #6 Einheit Shadow“ (Link) ist prinzipiell kein schlechter Band, sondern solides Mittelmaß in einer ebenso mittelmäßigen SciFi-Reihe. Die Zeichnungen sind auf altbekanntem Niveau, die farblosen ProtagonistInnen rennen (wie in jedem Band) wieder fröhlich in die nächstbeste Falle und generell schreitet die Handlung (viel zu) langsam, aber stetig voran. Also alles wie gehabt, wer die „Colony“-Reihe bisher mochte, wird sie auch weiterhin mögen :-)

Tags