Fliegergeschichten sind ja bekanntermaßen ein Faible von mir. Und wenn sie dann – und das kommt ja immer noch ungewöhnlich selten vor – auch noch eine starke weibliche Hauptfigur bieten, dann zeige ich mich sehr oft begeistert. So etwa beim Auftaktband „Eine Pilotin aus Alabama“ der zweiteiligen „Liberty Bessie“-Reihe. Mit „Auf den Spuren der Maylaro“ erschien nun der Abschlussband und ich war natürlich gespannt, ob er das Niveau halten können würde... 

 
Tatsächlich ist im Auftaktband noch gar nicht so viel passiert, da die Figurenzeichnung der Protagonistin im Vordergrund stand: Die junge Schwarze Bessie hat es 1948 zwar gegen alle Widerstände geschafft, eine Pilotenlizenz zu erhalten, aber der Arbeitsmarkt ist von ehemalige Weltkriegspiloten überflutet. Doch es bleibt keine Zeit zum Trübsalblasen, denn als ihr die in Libyen gefundenen Erkennungsmarken ihres im zweiten Weltkrieg verschollenen Vaters zugeschickt werden, macht sie sich auf eine abenteuerliche Reise nach Nordafrika, bei der sie zum Geldverdienen u.a. auch gefährliche Schmuggelflüge fliegt. Doch damit macht sie finstere Mächte auf sich aufmerksam, die nicht wollen, dass das Geheimnis um den Verbleib ihres Vaters ans Licht kommt... 

 
Der Abschlussband des Zweiteilers ergänzt seine Abenteuergeschichte mit ein paar angenehmen Thriller-Elementen: Da gibt es konspirative Geheimtreffen mit Informanten, gefährliche Verfolgungsjagden zu nächtlicher Stunde, Schießereien und die obligatorische, leicht unmotiviert erzählte Liebesgeschichte ;-) Dabei bleibt Bessi weiterhin im Zentrum der Geschichte, was prinzipiell sehr angenehm ist, da sie eine unglaublich sympathische Protagonistin ist. Allerdings bleiben die verschiedenen Nebenfiguren hierdurch arg blass, wodurch ihre Charakterisierung oft arg stereotyp bleibt... Das ist manchmal einfach „nur“ schade, weil man durch die erneut episodenhaft erzählte Geschichte bestimmte Handlungen nicht völlig nachvollziehen kann (die Liebelei mit Max etwa kommt etwas unvermittelt, ebenso wie der plötzliche Seitenwechsel einer aus Spoilergründen hier nicht erwähnten Figur). Manchmal jedoch ist es auch echt ärgerlich, weil dadurch etwa der Algerier N'Gomo zu einer rassistischen Karikatur verkommt. Das hätte das Autorentrio Dijan, Saint-Dizer & Vincent sicher besser lösen können, genug Platz hätten sie ja gehabt – Denn obschon die Seitenanzahl des im „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) erschienenen Hardcover-Comics erneut 56 Seiten beträgt, gibt es einige wenige Passagen, die ein wenig zu langgezogen wirken, während andere Handlungselemente (eben beispielsweise die Charakterisierung der Nebenfiguren) gern noch ein paar Seiten mehr Platz hätten einnehmen können... Aber sei's drum, trotz allem bleibt mir Bessies Geschichte sympathisch, was neben der erfrischenden Protagonistin auch an den sehr warm kolorierten Zeichnungen liegt. Dabei vermischt der Co-Autor & Zeichner Vincent eher stilisierte Elemente (besonders Menschen) mit sehr detailfreudigen Zeichnungen von Landschaften und (wir sind immer noch im einem Fliegercomic) Flugzeugen. Damit entwickelt dieser Comic-Zweiteiler seinen ganz eigenen Charme, der die Schwächen in der Geschichte zwar nicht vergessen lässt, aber doch stark abmildert. 

 
Fazit: „Liberty Bessie #2 Auf den Spuren der Maylaro“ (Link) hat die gleichen Stärken und Schwächen wie der Auftaktband, bleibt insgesamt aber doch ein sympathischer Fliegercomic mit einer sehr charmanten Protagonistin.

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