Die „Internationalen Spieltage SPIEL '16“ in Essen vom 13. - 16. Oktober gehören auch dieses Jahr wieder zu den wichtigsten Highlights der Spieleszene. Der Fokus liegt zwar ganz klar auf eher klassischen Familien- und Expertenspielen, doch auch Nerd-Kultur hat dort eine mehr (Comics, Tabletop, Hardcore-Simulationen) oder weniger (Rollenspiele, LARP) große Nische gefunden. So ist es eigentlich eine Schande, dass ich mich erst dieses Jahr – noch dazu ganz spontan – durchringen konnte wenigstens mal einen Tag hinzufahren. Und ich muss sagen: Es hat sich gelohnt! Alte Freunde wiedergetroffen, neue Spiele ausprobiert und endlich mal all die Autoren & Verleger persönlich kennengelernt, mit denen man sonst nur über die sozialen Netzwerke oder E-Mail kommuniziert :-) Das erste Highlight habe ich schon einen Tag vor der Messe erlebt: Da der Weg doch recht weit war, hatte ich mich u.a. mit Ralf Siedek (bekannt durch seinen ehemaligen Community-Job beim „Heidelberger Spieleverlag“ und seinen Politik- & Games-Blog (Link), jetzt stolzer Inhaber eines eigenen Spieleladens (Link)) und Markus Still (Verleger „Flying Games“ (Link), außerdem Autor des legendären RPG-Brettspiels „UltraQuest“) in einer Ferienwohnung in Oberhausen einquartiert. Ich möchte behaupte, wir waren eine sehr unterhaltsame und harmonierende Gruppe – Ich würde mit allen auch glatt mal ne Woche in den Urlaub fahren :-D Passenderweise ist Ralf auch ein echtes Kind des Ruhrpotts und konnte uns daher mit allerlei spannenden Anekdoten und Lokalkolorit unterhalten, außerdem kannte er die beste Pizzeria weit und breit ;-) Am nächsten Tag ging es dann endlich los :-) Gleich um 10 Uhr zur Eröffnung quetschte ich mich mit den Massen an Spielebegeisterten durch die Eingangshallen und steuerte schnurstracks auf die für mich interessanteste Halle 2 zu. Hier hatten alle Rollenspiel- und die meisten Tabletop-Verlage ihre Stände aufgebaut. Zuerst besuchte ich den Stand vom „Heinrich Tüffers Verlag“ (2-D103), wo ich Verleger und Autor Nikolas Tsamourtzis endlich mal persönlich kennenlernen durfte und mir sogleich seine großen Pläne im Bezug auf das Regelsystem erklären lies. Wie vielleicht den meisten Lesern schon bekannt, wird es bald das „Ultima Ratio Universalsystem“ (Link) geben (welches man, beispielsweise wie „Savage Worlds“, für eigene Spielwelten portieren kann) sowie einige vorgefertige Kaufsettings (beispielsweise das post-apokalyptische Fantasy-Setting „Mythaloria“ und den 90er-Teenie-Horror-Slasher „Don't split up“). Und, man scheint auf meine Anregungen gehört zu haben, diese werden vermutlich inklusive kurzem Einstiegsabenteuer daherkommen :-) Ganz knapp nicht zu Messe geschafft hat es leider der neue „Ultima Ratio“-Settingband „Harlands Loch“, dafür gab es aber ein weiteres Design für den Spielleiterschirm (mit 2,50 € immer noch der günstigste seiner Art auf dem Markt!) sowie neues Merchandise wie beispielsweise coole Poster. Außerdem gab es die brandheiße Info, dass es in absehbarer Zukunft eine Heftserie und eine Anthologie zu dem deutschen SciFi-Cyberpunk-Rollenspiel geben wird :-) Mit am Stand waren auch die beiden wichtigsten Künstler des Spiels, Aljosa Mujabasic und Stephanie Böhm. Ich glaub ich hab mich gestern instant in Stephanie verliebt ;-) Weiter die verschiedenen Stände abgeklapptert: Erst legte ich einen kurzen Zwischenstopp bei „System Matters“ (2-F105) ein, welche mit „Beyond the Wall“ ja das meiner Meinung nach beste Rollenspiel des Jahres auf den Markt gebracht haben. Auf ihrem Stand stellten sie die BtW-Erweiterung „In die Ferne“ und ihr neues Werk „Kagematsu“ (Link) vor, der deutschen Übersetzung eines kleinen Indie-RPGs, welches schon für ordentlich Furore gesorgt hat (Indie RPG award: Game of the Year). Ich musste nur kurz reingucken, um mich begeistern zu lassen und es vorzubestellen :-) Weiter ging es zu „Prometheus Games“ (Link) (2-F120), welche neben bekannten Rollenspielen und Büchern auch einige Neuheiten präsentierten (Spieler- und das Spielleiterhandbuch von „Rippers Resurrected“ und „Hellfrost: Schrecken der Vergangenheit“). Dort traf ich auch nach langer Zeit mal wieder Kai Mueller-Eckhardt, dem letztjährigen „Spielleiter des Jahres“. Schön Dich mal wieder zu sehen, Kai! Der „Uhrwerk Verlag“ war gleich mit zwei Ständen (2-A125 & A-126) vor Ort. Einer rein mit „Splittermond“, einer mit dem Rest. Da dort gut Andrang herrschte, genau wie bei „Ulisses“ (2-C114), schaute ich nur rasch vorbei und lief weiter zur „Redaktion Phantastik“ (2-C129). Die hatten mit der neusten Edition des „Private Eye“-Regelwerks (Link) nebst zugehörigem 10. Abenteuerband zwei echte Highlights ganz druckfrisch vor Ort, außerdem gab es ein weiteres deutschsprachiges Abenteuer zu „Wolsung“ :-) Aber, mal ganz ehrlich, abseits der Bücher war die Standbesetzung (Ulrike, Sylvia, leider vergessen den Namen von Nummer 3 zu erfragen :-() in ihren historischen Kostümen ein echter Hingucker! Und nett sind die Damen auch noch, da hab ich gern einen kurzen Plausch gehalten :-D Gegenüber war dann noch der Stand von „ABOREA“ (2-C131), welcher dank des lang erwarteten Atlanten auch stets gut besucht war. Hab ich noch jemanden vergessen? Klar, u.a. „Modiphius“ (2-A125 direkt neben Uhrwerk) mit ner ganzen Menge „ACHTUNG! Cthulhu“ sowie „Finsterland“ (2-D140). Außerdem führte ich noch ein sehr nettes Gespräch mit den Jungs von der „RuneQuest Gesellschaft e.V.“ (2-E154), welche mir über den enormen Output an Material berichteten. Dafür, dass hier eben kein großer Verlag dahinter steht, sondern wirklich nur ein kleiner Verein, war das mehr als nur beeindruckend. Und zuletzt möchte ich natürlich noch den „Mantikore Verlag“ (2-A118) erwähnen, der sich geschickt direkt an einem Übergang zur Halle 1 platziert hatte und so auch eine ganze Menge Laufkundschaft zog. Gerade Swen Harder (Link), der am Stand mitsamt seiner Frau aushalf, hatte richtig ordentlich zu tun mit Fragen und Signierwünschen zu „Metal Heroes and the Fate of Rock“ und Messe-exklusiv der englischen Version von „Reiter der Schwarzen Sonne“. Natürlich gab es aber nicht nur Rollenspiele, sondern vor allem auch Brettspiele. Antesten konnte ich u.a. zusammen mit meinen lange nicht mehr gesehenen Freunden Florentine und Bastian Hlawatsch das Wikinger-Spiel „Blood Rage“. Hier geht es darum, mit Wikingerstämmen das Land zu plündern, Monster zu bekämpfen und bei Ragnarok zu sterben. Hat mir persönlich schon Spaß gemacht, gerade die grafische Umsetzung besonders auch der Miniaturen ist großartig gelungen. Aber ob ich da mehr als zwei oder drei Spielrunden dran Spaß hätte, bin ich mir eher nicht sicher... Ich hab natürlich noch ne ganze Menge rumgeguckt, jede Halle besucht, eine Menge Hände geschüttelt und auch viel zu viel geshoppt (früh hab ich noch gedacht, die vielen Mensch mit Rollkoffer sind Standmitarbeiter – Nein, das waren Kunden die den ganzen Koffer voll mit Beute hatten ;-)). Drei Stände möchte ich hier nochmal gesondert hervorheben: Bei „Smiling Monster Games“ & „Swan Panasia Co., Ltd.“ (1-D148) wurde ich über den boomenden chinesischen Spielemarkt aufgeklärt. Die Firma übersetzt und vertreibt europäische Spiele nach China als auch chinesische Spiele (dort sind grafisch aufwendige Deduktionsspiele ungemein populär) nach Europa. Ein wirklich spannender Einblick, danke dafür! In dieser Halle ist noch „Jeu-d’œuvre“ (1-G141) erwähnenswert, einer Art Essensquartett. Hier vergleicht man dann Nährwerte verschiedener Lebensmittel miteinander, kann aber auch noch andere Regel-Varianten wie „Protein Poker“ spielen. Passend dazu gibt es auch einen humoristischen Roman namens „Mit Essen Spielt Man! Baudelaire der Spitzenkoch" (Link). Bekanntermaßen bin ich ja ein großer Freund von Bildungsspielen, daher war ich von diesem Spiel trotz der recht einfachen Spielmechanik sehr angetan und werde es weiter im Auge behalten :-) Zuletzt habe ich noch eine kleine Indie-Perle gefunden: Auf Stand 6-A126 konnte man „Das Katastrophenspiel“ von Kai Herbertz antesten und kaufen. In diesem Kartenspiel versucht man Katastrophen zu lösen, in dem man mit einem Rettungsteam und Ausrüstungskarten (welche jeweils bestimmte Symbole haben) die geforderten Symbole der Katastrophe stechen kann. Für erledigte Aufträge gibt es Geld, mit dem man sich besseres Equipment und kompetentere Helfer kaufen kann. Auch das hat wirklich Spaß gemacht, allerdings sah das Spielmaterial zugegebenermaßen eher nach einen Prototyp aus und nicht nach einer Verkaufsversion. Prototypen gab es auch auf dem CoSim-Stand von „Udo Grebe Gamedesign“ (2-C127), auf welchem mir u.a. das bereits hier im Blog in einem Interview vorgestellte „Era of Tribes“ (Link) sowie „Heroes vs. Warlords“ (Link) vorgestellt wurde. Das war noch in einem sehr frühen Zustand, aber funktionierte von der Spielmechanik schon überraschend gut. Daher folgt auch dazu bald ein Indie-Interview mit dem Autor. Zuletzt erfuhr ich von Udo noch ein paar interessante Hintergrundinformationen zum CoSim-Markt, der wesentlich größer ist als ich gedacht hätte :-) So, das waren jetzt meine ersten und ungefilterten Eindrücke, nachdem ich nach der langen Heimfahrt ausgeschlafen hab ;-) Vielen Dank für all die netten Gespräche, die ich führen durfte!