Erst vor wenigen Tagen habe ich mich bei „North Korea“ (Link) wahnsinnig gefreut, dass die „Team Rafale“-Comicreihe nach einem kleinen Trash-Tief endlich wieder zu altbekannten Stärken zurückgefunden hat: Militär-Thriller mit etwas übertriebener Luftkampf-Action und einem Hauch von Spionage und Weltpolitik, bei dem nicht nur die titelgebenden Jagdflugzeuge ein absoluter Augenschmaus sind. Ich bin halt ein einfacher Mann, mehr braucht es nicht, um mich zu begeistern ;-) Im Rezensionspaket von „Bunte Dimensionen“ lag nun auch schon der kommende 10. Band, welcher Mitte Oktober erscheinen wird. Mal schauen, ob mich der neue Zyklus erneut begeistern wird...
„Flug AF 414: Verschollen“ beginnt mit einem Trainingsflug. Tom Nolane, der heroische Elitepilot der französischen Luftwaffe, hat sich zu den Marinefliegern versetzen lassen. Und auch wenn er in den bisherigen neun Bänden die feindlichen Flieger dutzendfach vom Himmel geholt hat, muss er nun doch noch einmal ganz von vorn anfangen. Denn so eine Landung auf einem Flugzeugträger ist durchaus schwieriger als auf einer mehrere Kilometer langen Flugplatzpiste. Und hier wird das Kreativ-Duo Zumbiehl (Autor) und Jolivet (Zeichnungen) wieder fast dokumentarisch, denn der Start und vor allem die Landung auf einem Flugzeugträger wird zu Beginn des Comics ausführlich beleuchtet. Das war für mich persönlich wahnsinnig interessant, schon aus nostalgischen Gründen. Denn meine allererste Blogger-Tätigkeit war als Jugendlicher für eine Gaming-Website. Und dort habe ich immer die Hardcore-Simulationen bekommen, weshalb ich „aus eigener Erfahrung“ berichten kann, dass so eine Trägerlandung unfassbar schwierig ist – Mir selbst ist sie bei vielleicht 20 Versuchen genau einmal gelungen. Aber ich bin ja auch nicht der Elitepilot Tom, der im letzten Band quasi im Alleingang den 3. Weltkrieg verhindert hat ;-)
Aber zurück zum Thema: Tom schafft das natürlich problemlos, sodass er an einem internationalen Flottenmanöver in Australien teilnehmen darf. Zufällig machen auch seine Exfrau nebst gemeinsamer Tochter und neuem Ehemann eben dort Urlaub, sodass die getrennte Familie endlich mal wieder gemeinsam Zeit verbringen kann. Etwas, was immer schon viel zu kurz kam, da Tom ja überall auf der Welt eben jene retten muss... Doch der Rückflug nach Frankreich geht schief, denn die titelgebende Passagiermaschine geht irgendwo im pazifischen Ozean verloren! Eine panische Suche beginnt, bei der Tom irgendwann immer weiter seine Befugnisse ausdehnt und für seine Suchflüge auch in den Luftraum des neutralen Staates Dawak eindringt. Der verhält sich verdammt verdächtig, denn wegen einer angeblichen Pandemie erlaubt er keine Überflüge. Als Tom das trotzdem macht – denn Staatsgrenzen haben Tom auch in den bisherigen Bänden nie interessiert – findet er dann auch tatsächlich Hinweise darauf, dass der Flug AF 414 vielleicht doch nicht ins Meer gestürzt ist! Grund genug für Tom, auf eigene Faust eine Rettungsmission in feindlichem Gebiet zu starten...
Ich habe es ja schon letzte Woche in meiner Rezension des Vorgängerbandes geschrieben: „Team Rafale“ erzählt mitunter vorhersehbare Geschichten, bei denen Handlungselemente teilweise aus vorherigen Bänden recyclet werden. Aber, großes ABER, das ist gar nicht schlimm! Denn zugegebenermaßen sind Toms Abenteuer immer nur das Mittel zum Zweck, damit die wunderhübsch gezeichneten Flugzeuge irgendeinen Grund haben gegeneinander in den Luftkampf zu ziehen. Und genau das macht dieser zehnte Band auch wieder ganz hervorragend. Gerade auch, weil er eine gut ausgewogene Mischung aus „realistischer Dokumentation“ und pulpiger Militär-Action bietet. Die Protagonisten wirken dadurch zwar ein wenig wie Staffage, die sich kaum weiterentwickeln, aber bei so einer langlebigen Reihe (in Frankreich erscheint Ende des Jahres der 17. Band) mit einem so deutlichen Fokus auf Flugzeuge muss man über jeden winzigen Charakterfortschritt froh sein (immerhin darf man als Serienfan doch ganz froh ist, dass Tom wieder mit seinem Leben klar kommt; aber die nun im mittlerweile dritten Band vorkommende Zweit-Hauptfigur Tank bleibt mit immer noch fremd). Aber wie gesagt, hier kommt es am Ende ja auf die Fliegerszenen an, und die sind wieder erstklassig! Und daher gibt es auch wieder ein positives...
Fazit: „Team Rafale #10 Flug AF 414: Verschwunden“ (Link) bietet genau das, was Fans von der Reihe erwarten. Und vielleicht sogar ein wenig mehr, denn diesmal ist die erzählerische Balance von Authentizität und Action hervorragend gelungen.