Ein Sack voll Murmeln – Bedrückende Biografie-Adaption des Literatur-Klassikers

Politische Graphic Novels kann es ja nie genug geben! Schon deshalb nicht, weil sie durch ihre Illustrationen und die damit transportierte Atmosphäre wichtige Geschichtsereignisse oder einen irgendwann vorherrschenden Zeitgeist so viel besser darstellen als ein schöner Text. Das gefällt nicht allen Comic-Fans – Vielleicht erinnert sich ja jemand an meinen „HallunkenCon“-Livestream, als ich erzählte, dass ein Comic-Verlag mit mir explizit wegen meiner Rezension zu „Der Krieg von Cathrine“ (Link) vom Autogestionsverlag „bahoe books“ nicht mehr zusammenarbeiten wollte (falls ihr den Twitch-Stream verpasst habt, Mitte des Monats kommt der Mitschnitt in meinem Podcast (Link)).
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Nottingham #1 Lösegeld für die König – (Un-)Typischer Robin Hood mit interessanter Figurenkonstellation

Die legendäre Figur des dem gefangenen König Richard Löwenherz treu ergebenen Diebes Robin Hood wurde in der (Populär-)Kultur schon hunderte Male neu interpretiert: Mal war er ein verschuldeter Wegelagerer, mal ein Rebell für soziale Gerechtigkeit. Und da fragt man sich natürlich, ob die Comic-Reihe „Nottingham“ der Legende noch ein paar neue Aspekte hinzufügen kann? Und tatsächlich bleibt die grundlegende Situation erst einmal gleich: Der eigentliche englische Herrscher Richard Löwenherz hat den Kreuzzug in den Sand gesetzt und gilt als vermisst. Klar, dass sein Bruder Prinz John da auf den Thron schielt.
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Kurztest: Die Chroniken von Under York #1 Der Fluch

Urban Fantasy ist ja noch immer eines der beliebtesten Fantasy-Untergenres, weswegen sich meine dies thematisierende Podcastfolge (Link) auch Monate nach der Veröffentlichung noch großer Beliebtheit erfreut :-) Denn klar, es kann schon sehr unterhaltsam sein, wenn Hexen und andere magisch begabte Wesen in der urbanen Gegenwart ihre tödlichen Zauberduelle austragen – Und wenn das dann auch noch richtig hübsch aussieht, dann haben wir hier vielleicht einen echten Geheimtipp? Die junge PoC-Frau Alison Walker steht kurz vor ihre Durchbruch als Künstlerin, da eine renommierte Galerie ihre Werke ausstellen will.
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Terra Prohibita #1 Patient Null – Was zum Teufel hab ich da gelesen?

Der „Splitter Verlag“ ist genremäßig ja unglaublich divers aufgestellt und beweist dabei auch immer wieder ein sehr glückliches Händchen bei der Comic-Auswahl – Von gefühlvollen Liebesgeschichten über antikapitalistische Kindercomics bis hin zu intellektueller Science-Fiction ist da Monat für Monat viel Qualitätsware dabei :-D Aber eh das hier jetzt zu einer Werbeveranstaltung wird: Es gibt ein Genre, da enttäuschen mich die sympathischen Bielefelder in unschöner Regelmäßigkeit: Steampunk! Und ja, jetzt kommen die ganzen Blogger (bewusst nicht gegendert) und berichten voller Freude von den großen Brüsten der „Lady Mechanika“, aber so wirklich prima war das jetzt echt nicht... Darum setze ich nun meine ganze Genre-Hoffnung in „Terra Prohibita“, denn der Autor Denis-Pierre Filippi hat ja schon mit seiner „Colony“-Reihe bewiesen, dass er zwar anspruchslose, aber sehr unterhaltsame Genre-Kost produzieren kann. 

 

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7 Detektive #7 Der Detektiv und der Tod – Kein Krimi, sondern ein Metakommentar!

Die „7 Detektive“-Anthologiereihe von Herik Hanna, in der er mit wechselnden Kreativpartnern jeweils unterschiedliche Krimi-Untergenres interpretierte, hat bei mir ja mit jedem neuen Band immer wieder das Gefühl der Überraschung ausgelöst. Ich war überrascht, wie die gesamte Comic-Szene den öden Auftaktband feiern konnte und wie stark die sich Reihe danach aber steigerte. Und ich war noch mehr überrascht, als sich in den letzten Einzelbänden langsam eine zusammenhängende Geschichte herauskristallisierte. Und ich war selbstverständlich immer wieder überrascht, wie interessant Hanna den mitunter sehr offensichtlichen Krimi-Vorbildern mit seinen Comics eine „Frischzellenkur“ verpasste. Tja, und nun bin ich gespannt, ob dieser Abschlussband denn nun auch (gerade nach dem etwas verstörenden 6. Band) würdevoll und befriedigend sein würde... 

 

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Kurztest: Sweet Tooth: Die Rückkehr

Die Netflix-Serie „Sweet Tooth“, basierend auf den Comics des genialen Autors & Zeichners Jeff Lemire, gehörte für mich zu den bisherigen Streaming-Highlights des Jahres. Wie schön, dass es zeitlich fast parallel auch ein neues Comic-SpinOff gibt, welches die eigentlich 2013 abgeschlossene Reihe fortsetzt. Aber ist dieses SpinOff jetzt nur für die schnelle Mark gemacht, um im Zuge der Netflix-Adaption noch ein Bisschen mehr Euro/Dollar aus den „Sweet Tooth“-Fans herauszupressen? Die Ausgangslage des SpinOffs wirkt schon mal sehr vertraut: Die Menschheit wird durch ein Virus dezimiert, die Tier-Mensch-Mischwesen sollen daran die Schuld tragen.
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Kurztest: Dschingis-Khan

Die Geschichte von Dschingis Khan, dem wohl berühmtesten und auch gefürchtetsten mongolischen Herrscher aller Zeiten, ist nach heutiger Quellenlage gar nicht mal mehr so mysteriös, wie man immer glaubt.
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Die Zeit der Wilden – Fast jede(r) ist ein Rädchen im kapitalistischen System

Ich will jetzt nicht wieder damit anfangen, dass der „Splitter Verlag“ sein Selbstverständnis „Comics für Erwachsene“ konsequent umsetzt, das hab ich letztens erst gemacht. Aber ich glaube schon, dass es in Deutschland nur wenige „große“ Comic-Verlage gibt, die solch schwere, erdrückende, kapitalismuskritische Geschichten publizieren wie beispielsweise „Die Zeit der Wilden“ – Einer Comic-Adaption von Thomas Gunzigs leider nicht in Deutschland erhältlichen Werk „Das Survivalhandbuch für Unfähige“.
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Kurztest: Ghost Kid

Die Arbeitswelt ist in einem ständigen Wandel. Heutzutage ersetzen Roboter die FließbandarbeiterInnen und Computer-Algorythmen arbeiten effizienter als jeder Mensch. Dieser Wandel ist nicht neu, beispielsweise wurden vor knapp 150 Jahren die Cowboys durch den Stacheldraht ersetzt. Und damit ging dann auch langsam der „klassische“ Wilde Westen vorbei – Das muss in „Ghost Kid“ auch der alte Cowboy Ambrosius Morgan einsehen, der in diesem Spätwestern (einem Unter-Genre, welches besonders pessimistisch auf das Ende dieser Äre blickt) zu einem letzten Abenteuer aufbricht... Ambrosius „Old Spur“ Morgan ist ein in die Jahre gekommener Cowboy der ganz alten Schule, der sich mit dem Niedergang seines Berufsstandes noch nicht richtig abfinden konnte.
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Kurztest: New York Cannibals

Zu Beginn muss ich natürlich erstmal den Boomer raushängen lassen: Heute ist Reformationstag, sonst nichts :-P Aber da der Rest der Welt das natürlich vergessen und lieber Halloween feiert, schließe ich mich mal dem Gruppenzwang an und rezensiere einen ganz besonders gruseligen Comic: „New York Cannibals“ vom Kreativ-Duo Charyn (Szenario und Boucq (Zeichnungen), einem Noir-Thriller mit Horror-Anleihen und dezentem Urban-Fantasy-Einschlag. New York im Jahr 1990 war damals wesentlich abgeranzter als heutzutage, aber die junge Polizistin Azami kann sich (auch dank ihrer beachtlichen Bodybuilder-Statur) doch sehr gut im Problemviertel Washington Heights durchsetzen.
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